11. Berechnung von HGschfmrben; von E. LornrneZ. (Aus den Abhandl. der k. bayer. Acad. d. Wiss. 11. C1. 17. Bd. 111. Abth. mitgetheilt vorn Hm. Verf.) Bis in die neueste Zeit hat man, urn den Farbenton einer Mischung beliebig gegebener einfacher Farben zu berechnen, sich der Newton’schen Regel bedient. Diese Regel besteht bekanntlich in Folgendem. Der Umfang eines Kreises vom Radius 1 v i r d in sieben Theile getheilt, welche den I/],,, l I I 6 , ’19 proportional sind, und Zahlen 119, 1/16, l/lo, in dieser Reihenfolge den sieben Hauptfarben Roth, Orange, Gelb, Griin, Blau, Indigo, Violett des prismatischen Spectrums entsprechen, mit allen ihren Uebergangen vom Roth bis zum Violett. Man sucht sodann fur jeden dieser sieben Kreisbogen den Schwerpunkt, und denkt sich in demselben das Gewicht des zugehorigen Bogens angebracht. Der gemeinschaftliche Schwerpunkt aller Bogen oder des ganzen Kreisumfangs ist der Mittelpunkt des Kreises, und diesem Punkt entspricht als Mischfarbe aller Spectralfarben das reiae Weiss. Sind die einfachen Farben in anderen Verhaltnissen gemischt als im weissen Sonnenlicht, so hat man die Gewichte in den einzelnen Schwerpunkten mit den zugehorigen Verhaltnisszahlen zu multipliciren. Sucht man jetzt den gemeinschaftlichen Schwerpunkt, so wird er im allgemeinen nicht in das Centrum des Kreises fallen, sondern excentrisch in einer Entfernung r vom Mittelpunkte liegen. Die Mischung h a t alsdann den Farbenton, welchen der Radius, der durch diesen Schwerpunkt geht, auf dem Kreisumfange angibt, und die gesuchte Mischfarbe ist aquivalent der Mischung aus einer Menge T der entsprechenden homogenen Spectralfarbe und aus einer Menge 1 - r von Weise. Die Zahl r gibt sonach den Sattigungegrad der Mischfarbe an. Wenn nun auch die Eintheilung des Newton’schen Farhenkreises aus einer nicht haltbaren Vergleichung der 4 74 E. Lomnzel. Farbenreihe des Spectrums mit der musikalischen (phrygischen) Tonleiter entsprungen ist, so gibt dieses Verfahren doch gute Resultate, und war lnnge Zeit das einzige Hiilfsmittel, urn Mischfzrben durch Rechnung zu bestimmen. B i o t ' ) , F r e s n e l Z ) , A b r i a 3 ) , J a m i n * ) u. A. haben dasselbe rnit Erfolg hierzu angewendet. Jedenfalls sind die Voraussetzungen, auf welchen das N e w ton'sche Verfahren beruht, namlich dass jede Mischfarhe als eine Mischung einer gesattigten Farbe mit Weiss angesehen, und dass diese Farbe durch eine Schwerpunktsconstruction gefunden werden konne, theoretisch nicht anfechtbar, wie G r a s s m a n n 5 ) gezeigt hat, und die RUS diesen Voraussetzungen gezogenen Folgerungen stehen mit den Thatsachen im Einklange. I n neuerer Zeit hat M a x w e l l s ) im Anschluss an die Y o u n g'sche Vorstellung von n u r drei physiologischen Grundempfindungen, vermtige welcher jede einfache oder zusammengeaetzte F a r b e durch eine lineare Function dreier Grundfarben ausgedruckt werden kann, durch Versuche die Coefficienten b ~ t i m i n t , mit welchen man die Quantitaten der Grundfarben multipliciren muss, urn die verschiedenen einfachen Furben zu erhalten. I n der Farbentafel nehmen die von N a x w e l l gewiihlten drei Grundfarben, namlich 110th von der Wellenlange 630 Milliontel-Millimeter, Griin 528 und Blau 457 die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks ein, und der Ort einer jeclen F a r b e wird gefunden a19 Schwerpunkt dreier in den Eckpunkten des Parbendreiecks angebrachter Gewichte, deren Grosse proportional ist den relativen Mengen der drei Grundfarben, welche nijthig sind, um diese Fltrbe hervorzubringen. D e r O r t des reinen Weiss ist der Schwerpunkt, der sich ergibt, wenn man die Ecken des Drei1) B i o t , Trait4 de Physique, 4. p. 68. 1816. 2) F r e s n e l , nameritlich in seinern MBmoire sur le calcul des teintes des lames cristallis6es, Ouevres, 1. p. 609. 1821. 3) A b r i a , Snr la diffraction de la lumikre, Journal de Math. de Liouville, 4. p. 248. 1838. 4) J a m i n , M8moire SUP la couleur des rnittaus, Ann. de chim. et de Phys. (3) 22. p. 322. 1848. 5) G r a s s m a r i n , Pogg. Ann. 89. p. 69. 1853, 6) M a x w e l l , Phil. Trans. L. R. Y. p. 57. 1860. iVischfurlen. 475 ecks mit Gewichten im Verhiltniss von 3,973 - 6,520 - 6,460 belaste t. Auf Grund der Maxwell’schen Daten hat in neuester Zeit L o r d R a y l e i g h l ) die Farben diinner Blattchen berechnet. Es geschah dies mit Hulie umfangreicher Zahlentabellen, und da eine grosse Anzahl von Punkten bestimmt werden muss, so nahmen die Rechnungen eine grosse Ausdehnung an. Bei diesen Methoden ist das Resultat der Rechnung, welches den Ort der Mischfarbe in der Farbentafel angibt, ein rein numerisches. Weder das eine noch das andere Verfahren ist fahig, einen analytischen Ausdruck zu liefern, der z. B. fur die Farben dunner Blattchen oder diejenigen der Beugungsfransen das Gesetz der Farbenfolge als Eunction der Dicke des Blattchens oder des Beugungswinkels anggbe. Das mir ofters Suhlbar gewordene Bedurfniss, die Reihe der mannigfdtigen Mischfarben, welche die mit weissem Lichte hervorgebrachten Interferenzerscheinungen zeigen, in eine ubersichtliche Formel zusammengefasst zu sehen, gab Veranlassung zu vorliegender Arbeit,. Die Aufgabe, die wir uns stellen, ist hiernach die folgende: Wenn fur irgend eine Lichterscheinung der Intensitatsausdruck fur jede homogene Fnrbe als Function der Wellenlange gegeben ist, aus diesem Ausdruck Formeln herzuleiten, welche bei Anwendung einer weissen Lichtquelle die Wellenlange des Farbentons der Mischfarbe, deren SattigungsverhBltniss und Helligkeit darstellen, als Functionen derjenigen Veranderlichen, die in jedem Falle die Verschiedenheit der Farbenmischung bedingen. Als Begrenzung der Farbentafel behalten wir die New ton’sche Kreislinie bei, und denken uns langs ihres Umfangs das ,,ideale Spectrum“ L i s t i n g ’ s 2 ) aufgetragen, in welchem die Farben nach den Differenzen ihrer Schwingungszahlen angeordnet sind. Auch v o n Bezold3) ist in seiner Abhand- - 1) L o r d B a y l e i g h , Trans. of the Royal SOC. of Edinburgh, 33. Part I. p. 157. 1886. 2) L i s t i n g , Pogg. Ann. 131. p. 564. 1867. 3) v. Bezold, Pogg. Ann. 150. p. 241. 1873. E. Lommel. 4 76 lung: .,Veber das Gesetz der Farbenmischung und die physiologischen Grundfarben" zu dieser Eintheilung der Farbentafel gelangt, welche bei grosser Einfachheit eine gute Uebereinstinimung mit den Beobachtungen darbietet. Bezeichnet man nun mit y die von irgend einem Anfangspunkte gezahlte Bogenlange dieses Farbenkreises, so besteht zwischen der Wellenlange 1 und der ihr anzuweisenden Stelle auf dem Kreisumfang die Beziehung: 1 b -I. = = + f y , wo a und b noch zu bestimmende Constante sind. Sind auf diese Weise die homogenen Farben des Spectrums, mit den Intensit'ktsverhaltnissen, mit welchen sie fur jede Ychwingungszahl im Sonnenlicht vertreten sind, langs des Kreisumfanges aufgetragen, so betrachten wir diesen als ringsum gleichmiissig belastet. Alsdann fallt der Schwerpunkt sammtlicher Farben in den Mittelpunkt des Kreises, welcher sonach den Ort des Weiss darstellt; auf jedem Radius des Kreises herrscht die Farbe, welche dem Punkte des Umfanges zugehort, nach welchem der Radius gezogen ist, und zwar um so gesattigter, je mehr man sich auf dem Badius vom Xittelpunkt nach aussen gehend dem Umfange nahert. Nehmen wir die Intensitat des Weiss im Mittelpunkt als Einheit der Lichtstarke an, so ist, wenn auch der Radius des Kreises gleich 1 gesetzt wird, die Lichtstarke fur die Einheit der Bogenlange 1 / 2 n , und d y / 2 n fur ein Bogenelement d y . Gemass dieser Annahmen uber Vertheilung und Intensit a t der Farben mussen je zwei homogene Farben, welche an den Endpunkten eines Durchmessers liegen, zueinander complementar sein, da ihr Schwerpunkt in den Mittelpunkt des Kreises fallt. Kennt man daher aus der Erfahrung die Wellenlangen zweier complementarer homogener Farben , so ist hkrdurch die Constante 6 in obigem Ausdruck bestimmt. Bezeichnen wir namlich mit A, und A, die Wellenlangen zweier complementarer einfacher Farben, so muss: Misehfarben. und sonach: 477 -1,l _ - -1,l - 2b sein. Bei der angenommenen Mslasseinheit fur die Lichtmengen rerschiedenfarbigen Lichtes, nach welcher solche Mengen, welche gemischt Weiss geben, als gleich angesehen aerden, wurde also fur complementare homogene Farbenpaare das einfache Gesetz gelten, dass die DifTerenz ihrer Schwingungszahlen constant ist. Zur numerischen Bestimmung der Constanten b wahlen wir zwei complementare einfitche Farben, welche unserem Auge beim Hetrachten des Spectrums nahczu gleich hell erscheinen, und zwar wahlen w i r aus den Beobachtungen von H e l m h o l t z ’ ) das Roth 1 = 656.2 und das Blaugriin 1. = 492,1, und finden hieraus: b = 0,001 016 36, log b = 7,007 0490 - 10. Die Constante a , von deren Wahl die Lage des Anfttngspunkles der Bogenzahlung auf dem Kreisumfange abhangt, wird in der Folge ebenfalls aus Beobachtungsdaten bestimmt werden. Bei der angenommenen Earbenvertheilung miissen ferner je drei, vier, fiinf u. s. f. einfache Farben, welche in den Eckpunkten eines dem Kreise eingeschriebenen regelmassigen Drei-, Vier-, Fiinfecks u. s. f. liegen, zusanimen Weiss geben. 1st nun irgend ein Intensitatsausdruck, z. B. fur eine Interferenzerscheinung, als Function f ( l / A ) der Wellenlange oder der Schwingungszahl gegeben, so hat man, u m die drei Merkmale Farbanton, Sattigung und Lichtstarke der Mischfarbe zu finden, die Mittelkraft und deren Angriffspunkt fur die rings am Kreisumfang angreifenden parallelen Krafte: zu bestimmen. Die Mittelkraft $1 oder die Lichtstarke der Mischung ergibt sich, wenn man vorstehenden Ausdruck iiber den qanzen Kreisumfang (von 0 bis an) integrirt: 1) H e l m h o l t z , Hnndb. der physiolog. Optik, p. 277. Leipzig, 1867. 478 €3. Lommel. und die Coordinaten x und y ihres Angriffspunktes (Schwerpunktes) ergeben sich am den Formeln: Der Winkel y des Radius, auf welchem dieser Punkt liegt, mit dem Anfangsradius, oder das Azimuth des Farbentons der Mischung wird alsdann bestimmt durch die Gleichung: 2n p(.+ & Y ) sin y dY _.___- 0 wodurch vermoge der Beziehung: auch sofort die Wellenlange dieses Farbentons bekannt ist. Die Strecke T endlich, um welche der Schwerpunkt von dem Centrum des Kreises absteht, oder das Sattigungsverhaltniss wird gegeben durch: Als nachstliegendes Beispiel mijgen die Farben dunner KrystallbIiittchen dienen. Der Intensitatsausdruck ist in diesem Falle bei gekreuzten Polsrisationsehenen, wenn von der Dispersion abgesehen wird : . sin 2nd A. und bei parallelen Polnrisationsebenen : d cos i-? 479 Mischfarben. wenn unter d die Dicke der Luftschicht verstanden wird, welche der durch den Krystall hervorgebrachten Verzagerung entspricht. Dieselben Ausdriicke gelten ubrigens angenahert auch fur die Farben dunner isotroper Blattchen resp. im reflectirten und im durchgelassenen Licht , also fur die N e w t on'schen Farbenrioge. I m erstercn Falle hat man: 2Z M = -2n 1I s i n % n d ( a + b y ) . dfp 0 2n = 1 - c o s 2 m d ( a + i bn y ) ) d ~ kJ( 0 sin2nd (a + b ) - s i n 2 n d a 2nbd 111 = 4 (1 oder : - cos nd ( 2 a + L) sinn bn db d ) ' Es ist ferner : 2R = -&J[cos (2 n da -( 1--6 d )fp) + cos (2 m d a +(1+ b d ) $0) 3 d $0 0 sin (2 n d (a+ b)-2 n)-sin 2 n d-a sin ( 2 nd (a + b) + 2n)-sin2nd u 1-bd 1+bd = - 1- ( s i n 2 ; z d ( a + b ) - - i n a n d a ) ( ~1 ~ 87z 1 =- cos n d (2 a 2% - + -6) sin n b d . Itbd bd m 2 Berechnet man in lihnlicher Weise M y , so hat man schliesslich: dl,l:= My = 1 bd -2 n~ o s m d ( 2 a + b ) s i n n - 6 d ~ ~ ~ i - -- sin n d ( 2 a + b)sinnb3*m2*1 -7z E. Lommel. 480 Das Azimuth cp der Mischfarbe wird demnach gegeben durch die Gleichung : tgrp = - tg n d ( 2 a + b) , bd F u r die complementare Erscheinung bei parallelen Pdarisationsebenen hat man, wenn man die analogen Grossen mit Accenten bezeichnet. sugenscheinlich: M ‘ = 1 - M, iV’i-’= - M . r ? Wy’= - M y , sin y’ = sin cp , cos y’= - cos y . tg 9‘= tgr 9 ? Durch diese Gleichungen und insbesondere durch die einfache Formel: t g y = - tgrrdi2af b) - 6d ist nun das Gesetz der Farbenfolge ausgedruckt. Fasst man zunachst den Fall gekreuzter Polarisationsebenen in’s Auge, so erkennt man, class das Azimuth y der Mischfarbe von einem Grenzwerthe y o fiir d = O , der durch die Gleichung: tg fpo= - m. 2 a f b 6 bestimmt wird, und in den vierten Quadranten des Farbenkreises Eallt (da, wie wir spater zeigen werden, cos yo positiv, sin y o negativ istj, bei wachsendern d nbnimmt, und Null wird, wenn : n ll(2 / I + 6) = 2 7d geworden ist. T o n hier an kehren die Earbentone, abgesehen yon Sattigung nnd Lichtstiirke , in derselben Ordnung wieder und clnrchlaufen die game Farbenscala jedesmal, wenn nd(2a b) um 2n wachst, und ,jede solche Farbenreihe oder ,,OrdnungbLendigt mit dem namlichen dem Azimuthe Null zugehtirigen Farbenton. Bezeichnen wir den Werth von d, welcher der vorstehenden Gleichung geniigt, mit 2 S, so tritt dieser Farbenton, mit welcheni jede Farbenordnung schliesst und die folgende beginnt, ein fur d = Z S , 46, 6 6 . . ., und der complementiire im Azimuthe cp = n wiederholt sich jedesmal, wenn d = a, 38, 5 S . . wird. Ebenso wiederholt sich die dem Azimuth Q = 9 ZI entsprechende Farbe bei d = $ S , 3 8 , !j S . . und die zugehiirige Erghzungsfarbe im Azimuthe ( p = ; ; t , wenn d = : S , ZS, 12s . . . wird. + . .. 48 1 Mischfarben. Die Grosse 26 ist hiernach diejenige Dicke der Luftschicht, mit welcher die Reihe der Farben erster Ordnung endigt und diejenige zweiter Ordnung beginnt. Diese Luftdicke ist aber aus der Erfahrung bekannt; sie betrkgt 550,6 pp, und ist gleich der Wellenlange derjenigen Stelle im Spectrum, welche unserem Auge am hellsten erscheint. Hierdurch ist aber die bisher unbestimmt gelassene Constante a ebenfalls gegeben, denn nach obiger Gleichung muss: 1 d Za+b=-=--- 1 275,3 - 0,003 632 4 und demnach, da 6 = 0,001 016 36 bereits gefunden ist: a = 0,001 3080 sein. Nachdem nun in der Gleichung: -1= a + - b 2ny 1 A a 760,4 718,3 C C86,7 656,2 589,6 B D 2' 29 52 76 137 31' 49 30 28 2s E a F G H 526,9 518,3 486,l 430,7 396,s 208O 220 265 3590 360°+69 57' 40 24 3 20 E. Lommel. 482 Farbentone Platz zu finden haben, welche zu den gegeniiberliegenden griinen complementar sind. Ergibt sich bei Berechnung eines Farbengemisches ein in diese Region fallendes Azimuth, so ist diese Mischfarbe als Purpur zu bezeichnen. Will man den Farbenkreis in Sectoren theilen, welche den Farbeneindrucken auf unser Auge entsprechen, so diirfte die folgende Eintheilung die pzssendste sein, welche mit der von v. B e z o l d l ) gewahlten sowohl in der Benennung der Farben als auch in der Breite der zugehorigen Sectoren iibereinstimmt. v 1 Purpurviolett PU~~U . T. Carmiu . . Hochroth . . . . . . . . . . . . Orange Gelb . . Gelbgrun Grun Blaugrun Cyanblau Ultramarin Blauviolett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oo- 20° 20 - 38 33 - 58 6S - SO YO -10s 103 -140 140 -IS0 180 -238 238 -278 278 -310 310 -333 338 -360 165-733: 733-707; 707--679; 679-652 662-620 620-597 557-551 551-505 505-418 478-438 448-44'2 442-430 430-420 420-411 411-402 Den Purpurtonen (Purpurviolett, Yurpur? Carmin), welclien in unserem Farbenkreis je zwei Wellenlangen (Roth und Violett) entsprechen, liegt das complementare Griin diametral gegeniiber. Statt der N e w ton'schen Bezeichnung ,,Indigo" ist die Benennung ,,Ultramarin" gewahlt, nach dem Farbstoff, welcher den in dieser Region herrschenden F'arbent o n am richtigsten wiedergibt. Selbstverstandlich konnen die angenommenen Farbengrenzen nicht als absolut feste angesehen werden, d a die Farben allmahlich in einander iibergehen, und unser Urtheil namentlich a n den Grenzeii unsicher ist und ausserdem noch von der Helligkeit beeinflusst wird. F u r eine bestimmte mittlere Helligkeit aber diirfte die Eintheilung angenahert richtig sein. Fiihren wir in unsere Formeln die Grosse b ein, d. i. die halbe Wellenlange der hellsten Stelle des Spectrums, so lauten dieselben (fur gekreuzte Polarisationsebenen) : 1) v. B e z o l d , 1. C. p. 241. Misschfarben. ivy = 1 2;' 483 nd 1 sin - d- sin n b d . Die Coordinaten s und y entsprechen den Punkten einer Curve, die in ihrem Verlaufe auf der Farbentafel die Farbenfolge versinnlicht, indem ihr Radiusvector: nd ,*= .- . 1 - b2d?' ~ 1--0s- nd S 3 . - --. bd Sill 7l ' -- nhd welcher vermoge der Gleichung: tgnd3-1 tgcp = - ~Id - als Function des Polarwinkels q anzusehen ist, bei wachsender Dicke (d) der Luftschicht in rucklaufiger Bewegung den Umkreis dnrchlauft, durch seine Richtung den Farbenton, durcli seine Lange den Sattigungsgrad der Mischfarbe angibt, und fur d = 2 4 4 4 6 3 . . . im Azimuthe 9 = 0 jedesma1 die Grenze einer Farbenordnung iiberschreitet. F u r d = ( 2 n + 1 ) / 2 . S ist stets M = ! und x = O , das Azimuth yn sonach i n oder 3~ je nachdem y positiv oder negativ ist. Da in diesem Falle wegen M = M auch y'= - y und r'= r ist, so sind hier die complementken Parbentone bei gleicher Lichtstgrke auch von gleicher Sattigung. Wird die Dicke d oder der Gangunterschied unendlich klein, so verschwindet zwar die Lichtst'irke M und wird Null fur d -- 0; die Farbe nber nahert sich einer bestimmten Urenze, und erreicht dieselbe, wie oben bereits erwahnt wurde, in dem Azimuth: tgyo= - 6dn ' indem die Coordinaten und der Radiusvector fur d = 0 die Grenzwerthe : annehmen. Von diesem Punkte, welcher, da q, positiv, yo negativ ist, im vierten Quadranten liegt, geht die Farbencurve ans. 31* E. Lommel. 484 F u r die von uns angenommenen Werthe der Constanten b und 13 ergibt sich: r0 = 0,015 462, yo= 0,173 599, ro = 0,174 286, yo = 360' - 84' 54' 37" und als Wellenlange der Grenzfarbe: 1, = 479,7 (Cyanblau) , statt welcher jedoch, d a die Lichtstarke M = O ist, Schwarz gesehen wird. Bei der complementaren Erscheinung nahert sich mit verschwindendem d das Azimuth dem von dem vorigen urn 180' verschiedenen Grenzwerth: yo'= 180' - 84'54' 37" und der Farbenton dem complementaren Orange von der Wellenlange : a; = 634,4, welche Farbe jedoch ebenfalls nicht gesehen wird. Denn da jetzt 2' = 0, y' = 0 und M' = 1 ist, SO wird die Mischfarbe bei voller LichtstBrke reines Weiss, und die complementare Farbencurve beginnt im Mittelpunkte des Kreises. Wenn n b d = 275 3n, 4 n . , . oder d = 216, 316, 4/21.. wird, so verchwinden x und 9 gleichzeitig, und die Lichtstiirken M und M werden gleich t; die Curve geht alsdann in beiden Fallen durch den Mittelpunkt des Kreises oder durch Weiss. 1st 6 d = l oder d = l / b , so wird zwar ebenfalls M=M'=&, dagegen hat man jetzt, weil fur b d = 1 - . sin n b d I--had2 = TZ ist: = - - -2- ) 3h und numerisch, da: 5 = 11,22780 = 4 n - 76O41'40" y = 76O 41' 40", ist: 3, = 656 (Hochroth bei C) 485 Mischfarben, und fur die complementare Erscheinung: cp'= 2560 41'40, A'= 492 (Blaugrun). Mit unbegrenzt wachsender Dicke nahert sich die Lichtstarke dem Werthe 1, mit immer kleiner werdenden Schwankungen ober- und unterhalb dieses Werthes, und der Farbenton nahert sich dem Weiss, da ersichtlich sowohl x und y mit zunehmendem d gegen Null riicken. Die Geschwindigkeit, mit welcher bei gleichmassigem Anwachsen der Dicke d des Blattchens der Parbenton sich andert, wird ausgedriickt durch den Differentialquotienten: 4 sin2nd4-' . +=Sd '* sin e n d 4 - I + b a d 2cos n d 4-' Hieraus ergibt sich in den Hauptazimuthen y = 0, in, und in Zahlen: 4s -0,001597 S 44 $4 0,004790 0,007 983 2S $S 0,011 176 46 3S -0,040784 0,020392 0,013 595 0,010196 s = - 0,020 625. 2 bd Urn unsere Theorie mit den Beobachtungen zu vergleichen, berechnen wir die Farbenscala, welche von B i l l e t l) nach Beobachtungen von B r u c k e 2, zusammengestellt warden ist. Die Rechnung nimmt dahei folgenden Gang. Aus der Gleichung : t g y =- tgnas-’ a2 -- bestimmt sich sofort fur jede gegebene Luftdicke d das Azimut y, welches auf dem Farbenkreise (falls man nur noch die Ieicht ersichtlichen Vorzeichen von x und y berucksichtigt) die zugehiirige Mischfarbe unmittelbar angibt.. Will man daher blos den Farbenton der Mischung finden, so geniigt diese einzige Gleichung, welche eine fast muhelose Rechnung gestattet. Hiermit ist das anmutliige Farbenspiel der Seifenblasen in die knappe Formel eines einfachen Gesetzes gefasst. Die der Mischfarbe zugehorige Wellenlange ergibt sich alsdann aus der Gleichung: 1 -- = C l + 1. b y. Setzt man nun,behufs bequemer logarithmischer Rechnung: so ist die Lichtstarke: N = sin”?p und der Sattigungsgrad 7’ bestimnit sich mittels der Gleichung: Hierdurch sind aber auch die entsprechenden Grossen fur die complementare Erscheinung sofort gegeben; denn man hat: l l b y’= y r t a , 7 = 7 * y , ill’=1 - 111 = cos2&lp, W r ‘ = J I T oder r‘= T tg24 i p . 1) B i l l e t , Trait6 d’0pticlue 1. p. 490. 1868. 2) B r u c k e , Pogg. Ann. 74. p. 552. 1848. ,Vischfar ben . 487 Die bei der Rechnung zu benutzenden Constanten sind, wie oben bereits angegeben: CI = 0,001 308 0 , t = 0,001 016 4, 3' = 275,3. Die Ergebnisse der Rechnung sind in der am Schlusse folgenclen Tabelle zusammengestellt. Die Ueberschriften ,,Anfang schwarzLiund ,,Anfang weissLi entsprechen resp. der Erscheinung bei gekreuzten und bei parallelen Polarisationsebenen, oder den Farbenringen mit schwarzer und mit weisser Uitte. Die Columne d enthalt die gemessenen Werthe der Luftdicke oder des Gangunterschiedes, wobei noch die Vielfachen der Grosse 6, die in der Anordnung der Farbenreihe eine so wichtiqe Rolle spielt, angegeben sind, die Columnen ,,Farbe beobachtet" enthalten die zugehorigen von Brii c k e I) beobachteten Farbentone. Unter y steht, fiir die erste Erscheinung, das berechnete Azimuth der Mischfarbe; das Azimuth y' fur die complementtire Erscheinung ist nicht angestets um n unterscheidet und somit geben, d a es sich von durch die Angabe von 'p bereits bestimmt ist. Die Columnen il und I' enthalten die berechneten Wellenlangen der Mischfarben. Die Lichtstarken M und M' und die Sattigungsverhaltnisse r und 1'' sind in Procenten angegeben, d. i. auf 100 als Einheit bezogen. Die Rubriken ,,Farbe berechnet" benennen die Parben nach ihrer Lage auf unserem Farbenkreiae, ohne Rucksicht auf Lichtstarke und Sattigung, welche beiden Umstande noch mitberucksichtigt werden miissen, wenn der wirklich wahrgenommene Farbenton beurtheilt werden soll. So ist z. B. fur c l = o der Lichteindruck in Wirklichkeit nicht Griinblau (die oben berechnete Grenzfarbe), sondern Schwarz, weil die Lichtstarke M = o ist, una fur die complementare Erscheinung nicht Orange, sondern Weiss, weil die Sattigung r = a ist. Ebenso ist fiir d = 234 die 1) Von den Fnrbenbenennungen B i l l e t ' s habe ich nur eine abgeaudert , beziehungsweise nach B r u c k e ' s Beobachtungcn richtig gestellt. In der Farbenreihe mit weissem Anfang ist namlich bei d = 259 in der Billet'schen Tabelle ,,Rouge clair" oder ,,Hellroth" angegeben. B r i i c k e hat abcr an dieser Stelle nur durikelrothe Farbentone beobachtet. Dass letztere Angabe richtig ist, zeigt ein Blick in den Polarisationsapparat auf eine keilformige Gypsplatte. Auch das darauffolgende ,,Carminroth" ist sehr dunkel. 488 E. Loinnid. Mischfarbe ihrem Orte in der Farbentafel nach Grun, jedoch von geringer Skttigung (T = 6 Proc.) und grosser Lichtstirke ( M =91 Proc.). Die hierzu complementare Farbe ist nach ihrer Lage im Farbenkreise Hochroth, jedoch von geringer Lichtstarke (PI'= 9,5 Procent) und hohem Sattigungsgrad 61 Proc.). Die Rechnung stimmt sonacb auch hier mit der Erfahrung vollkommen uberein, denn das schwachgesattigte lichtstarke Griin ist in der That ,,Griinlichweiss", und das stark gesattigte lichtschwache Roth ist ,,Braun", wie die Beobachtung fordert. Beriicksichtigt man in dieser Weise zu jeder berechneten Farbe die zugehorige Intensitat und Sattigung, so ergibt sich eine sehr befriedigende Uebereinstimmung zwischen Beobachtung und Rechnung. Insbesondere stimmen auch die von B r u c k e beobachteten Maxima der Lichtstarke mit den Maximis unseres Ausdruckes M genau uberein. Derselbe findet namlich die hellste Stelle in der ersten Farbenordnung (Anfang Schwarz) bei dem Uebergang des Weiss zum blassen Strohgelb, und die hellste Stelle der zweiten Ordnung beim Uebergang des Hellgrun zum Gelblichgrun. I n der Fig. 1 sind die beiden Farbencurven mit den Radienvectoren r und r' nach den Daten dieser Tabelle in den Farbenkreis eingezeichnet; diejenige fur gekreuzte Polarisationsebenen ist ausgezogen, die complementare fur parallele Polarisationsebenen punktirt. Am Rande des Farbenkreises sind die Bezeichnungen der Farbensectoren nach v. B e z o l d und die Lagen der F r a u u h o f e r ' schen Linien angegeben. Die Azimuthe der zueinander complementaren Grenzfarben Orange und Griinlich -Blau werden durch den punktirten Durchmesser angezeigt. Auf diesem Durchmesser liegt, nahe der Grenze zwischen Blaugriin und Cyanblau, der oben bestimmte Punkt, von welchem die erstere Curve ausgeht, wenn der Gangunterschied von Null an zunimmt. Sie naihert sich von hier aus fast geradlinig dem Weiss, und geht auf der griinen Seite sehr nahe daran voruber; das Weiss erster Ordnung erscheint in der That sehr schwach griinlich. Die Curve geht sodann mit rasch wachsender Siittigung durch Gelb, Orange und Roth und erreicht i m Carmin den hochsten Sattigungsgrad, (TI= Mischfirben. 489 worauf sie rasch durch Purpur und die erste Uebergangsfarbe hindurch das Ende der ersten Farbenordnung erreicht. In der zweiten Ordnung geht die Curve bald durch ein stark gesattigtes Blau, im Griin jedoch wird die Farbe wieder schlechter, das Griin zweiter Ordnung ist matt; dafiir aber ubertrifft das Gelb zweiter Ordnung dasjenige der ersten an Reinheit, wogegen die rothen Farbentone hier hinter denjenigen der ersten Ordnung an Tiefe der Sattigung zuriickbleiben. Die Curve gelangt sodann durch die zweite Uebergangsfarbe hindurch zum Ende der zweiten Farbenordnung. Fig. 1. Das Blau der dritten Ordnung ist vie1 matter als dasjenige zweiter, die Farbe bessert sich schon im Blaugriin, und erreicht ihre hochste Reinheit im Griin, welches dem Griin zweiter Ordnung an Schonheit weit iiberlegen ist. Dagegen 490 E. Lornmel. ist das Gelb dritter Ordnung nicht so rein wie dasjenige erster und zweiter Ordnung; die Sattigung nimmt noch a b im Roth, wird aber im Purpur gegen Ende der Ordnung wieder etwas vollkommener. I n der vierten Ordnung nahert sich die Curve, nachdem sie mit abnehmender Farbung Blau und Grun durchlaufen, rasch Clem Weiss. Die Curve gibt nur den Sattigungsgrad der Mischfarben an, nicht aber ihre Lichtstarke, auf welche doch, wie oben bereits gezeigt worde, bei Beurtheilung des Farbentons ebenfalls Rucksicht zu nehmen ist. Man konnte sich, urn das Diagramm nach dieser Richtung zu vervollstlindigen , d i e Intensitiit als dritte Coordinate in dem zugehorigen Curvenpunkte auf der Ebene der Farbentafel senkrecht errichtet denken, und dieselbe etwa durch Schattenconstruction in derselben Zeichnung ersichtlich machen, welche hierdurch freilich sehr verwickelt wurde. Man kann aber auch die Lichtstarke als zum Polarwinkel y gehorigen Radiusvector auffassen, und den Gang der Intensitit wie jenen der Sattigung durch eine in dem Farbenkreise verlaufende Curve veranschaulichen, wie dies in Fig. 2 geschehen ist, wo die ausgezogene Curve fur die Lichtstarke bei gekreuzten, die punktirte bei parallelen Schwingungsebenen gilt. Unter Mitberucksichtigung der Intensitat ergibt sicb z. B., dass das Roth erster Ordnung, obwohl gesattigter als das Roth der zweiten Ordnung, dennoch wegen seiner geringen Lichtstirke im Vergleich mit letzterem ziemlich unscheinbar sein muss. Blau und Gelb der zweiten Ordnung und Griin der dritten Ordnung vereinigen einen betrachtlichen Sattigungsgrad mit grosser Lichtstarke, und erscheinen daher als reine und gknzende Farben. Die mit Weiss im Mittelpnnkte des Kreises beginnende Farbencurve der complementaren Erscheinung geht zuerst mit geringer Sattigung und grosser Lichtstarkc durch die Grenzfarbe Orange rasch in Roth iiber; auch hier zeigt sich das Roth erster Ordnung gesattigter als dasjenige zweiter, und ubertrifft hierin sogar noch das Roth der ersten Ordnung im vorigen Fall, bleibt jedoch wegen sehr geringer Lichtstarke an Glanz hinter dem Roth zweiter Ordnung zuriick, welches bei etwas geringerer Reinheit hinreichende Miscl$arbeiz I 49 1 Intensitat besitzt. Das Blau zweiter Ordnung ist stark gesattigt, aber vie1 dunkler als das schijne Blau der dritten Ordnung, und das Griin letzterer Ordnung wetteifert a n Lichtstarke und Reinheit mit dem Griin gleicher Ordnung im vorigen Fall. Durch Reinheit zeichnen sich noch aus Gelb und Orange der zweiten, und das Griin der vierten Ordnung, welcbes der entsprechenden Farbe der vorigen Reihe iiberlegen ist. Tm Ganzen zeigt iibrigens diese Parbenfolge einen ahnlichen Verlauf wie die vorige. Fig. 2. Bemerkenswerth sind noch die Durchschnittspunkte einer jeden der beiden Farbencurven, welche zeigen, dass man denselben Farbenton von gleicher Sattigung bei zwei verschiedeneo Gangunterschieden erhalten kann. Bei der ersteren Curve gehijrt der erste Durchschnittspunkt, nehe der Grenze E. Lorn inel. 492 zwischen Roth und Orange, der ersten und zweiten Farbenordnung an; ein Hick auf die Fig. 2 ergibt, dass diese Farbe in der zweiten Ordnung heller ist. Die zweite und dritte Ordnung zeigen zwei solche Durchschnittspunkte, den einen im Blau, den anderen im Gelbgriin, mit geringem Unterschied in der Helligkeit. Bei der zweiten Farbencurve liegt ein den beiden ersten Ordnungen gemeinsamer Punkt im Roth, mit grosserer Lichtstarke in der zweiten Ordnung. In der zweiten und dritten Ordnung finden sich zwei Durchschnittspunkte, im Blau, dunkler in der zweiten, hell in der dritten, und im Gelb, hell in der zweiten, dunkler in der dritten Ordnung; ferner gibt es noch zwei der zweiten und der vierten Ordnung gemeinschaftliche Punkte im Blaugriin und Gelbgrun, beide mit grosserer Lichtstarke in der zweiten Ordnung. Derselbe Gang der Rechnung und Discussion findet Anwendung auf jede Lichterscheinung, fur welche der Intensitatsausdruck als Function der Wellenlange gegeben ist; nur werden die Integrationen nicht immer so einfach auszufiihren sein, wie in dem mitgetheilten Beispiel der E’arben diinner Blittchen. Fur die Beugungserscheinung eines engen Spaltes z. B. hat man: wenn p die Breite des Spaltes, x den Beugungswinkel, folglich /?sin x = d den Gangunterschied der Randstrahlen bezeichnet. Die Integrale: b M= 0 493 i7lischfarlen. fuhren dsdann auf die transcendenten Functionen Integralsinus und Integralcosinus, und lassen sich mit Hiilfe von Tabellen dieser Functionen leicht berechnen. Ohne fur jetzt auf diese Rechnungen ausfuhrlich einzugehen, beschriinken wir uns darauf, die Misclifarbe zu ermitteln fur den Fall, dass n d sehr klein ist. Entwickelt man den Intensitatsausdruck in eine convergente nach Potenzen von d fortschreitende Reihe und bleibt bei der zweiten Potenz von d stehen, so wird: Da nun: an ~ 0 2n 2X 2x O q Sd q = 0, Jrp cos y d e = 0, 0 = 4n, 0 Z?Z Jsin q d y = 0, [ysin rpdy = 0 JyZcos ydrp 0 - 2n, 2% Jyz sin y d y =-4n2 0 ist, so ergibt sich: M y = 47thd2(2a+ 6) =---a nbd' 66 Demnach nahert sich das Azimuth der Mischfarbe mit verschwindendem Qangunterschied, d. h. wenn entweder der Beugungswinkel oder die Breite des Spaltes immer kleiner wird, einem Grenzwerthe y o , welcher durch dieselbe Gleichung : n tgy, = - hd bestimmt wird, welche wir bei den Farben dunner Blattchen bereits gefunden haben. Da x unmittelbar vor dem Verschwinden von d negativ, y positiv ist, so ist diese Grenzfarbe das oben schon erwahnte Orange A = 634. F u r d = 0 E. Loinmel. 494 selbst wird sowohl c als y und somit auch die Sattigung Null, und M = 1; es herrscht also in der Mitte der Erscheinung reines Weiss mit voller Lichtstkrke, welches nach beiden Seiten hin in das Grenzorange iibergeht. Es leuchtct iibrigens ein, dass dieselbe Grenzfarbe jedesma1 nuftreten muss, wenn der Intensitiitsausdruck sic5 in eine Reihe von der Form: f (t) d' =1 d4 -A + B -. I - entwickeln Iasst, wo A , B u. s. f. positive Constante sind. Dcnn man hat alsdann: J!! = 1 - a d ? (a'+ u b + 4 F )= 1 - 1233 (b262 + 3), Nimmt dagegen der Intensitiitsausdruck, i n eine Reihe nstch steigenden- P o tenzen des Gangunterschiedes entwickelt, die Form: 1 (2' d' f ( - T )= A , , - B 1., + a ' . a n , so findet man: M= Ad2 - 13 s (b'JS'?+ 3), &IS Ab'tl' = __ 2 7z2 , My=----A b d ' . 2nS ' in allen diesen Fallen also erlischt die Lichtstarke M mit verschwindendem Gangunterschied, die Coordinaten x und y aber und mit ihnen die Sattigung r convergiren gegen dieselben oben bereits gefundenen Grenzen: und die Grenzfarbe ist jetzt, da xo positiv und yo negativ ist, das zu jenem Orange complementare Cyanblau I = 480. Die beiden complementaren Grenzfarben bilden demnach eine Erscheinung von grosser Allgemeinheit welche unter den verschiedensten Umstanden immer in derselben Weise auftritt. , Misclfwben. 495 Insbesondere diirften auch die Farben triiber Nittel, d a s Blau im auffallenden, das Orange im durchfallenden Licht, die ,,Orundphanomene'L der Go e t h e 'when Farbenlehre, unseren beiden Grenzfitrben entsprechen. Nach der Theorie von C l a u s i u s ' ) ware das Blau des Himmels nichts anderes als die Grenzfarbe Cyanblau mit d e r Wellenlange 480, und nach meiner z, Theorie der Abendrothe, welche dieselbe als Beugungserscheinung erklart, entspricht die Grenzfarbe Orange mit der Wellenlii?zge 634 der Earbe des Abendroths. M i i n c h e n , im December 1890. 1) C l a u s i u s , Die Lichterscheinungen der Atmosphare (Grunert, Beitrage zur meteorologischen Optik), Leipzig, 1850. 2 ) L o m m e l , Grunert's Archiv. 36. 1561. Pogg. Ann. 131. 1867. Griinlichblau Grunlicbblau Grunlichblau Grunlichblau Blaugriin Blaugriin Griin Griin-Gelbgriin Gelbgrun Grungelb Gelb Gelb Orange Carmin Purpur Purpurviolett Blauviolett Blauviolett Ultramarin Cyanblau Blaugrun Griin Gelbgrun Strohgelb Hellgelb Glanzcndeelb Orangegdb Rothlichorange Warmes Roth Dunkleres Roth Purpur Violett Indigo Himmelblau Griinlichblau Griin Hellgriin 281 306 332 430 505 536 2 S 551 565 575 589 664 728 747 35 826 S - ____-- ~- Schwarz Eisengan Lavendelgrau Blaugrau Hellgrau Griinlichweiss Fast rein weiss Gelblichweiss Strohgclb, blass Farbc berechnet .- ~ ~_ ._ _ _ __ Farbe beobachtet A n f a n g sahwarz. 0 40 97 158 218 234 259 267 275 d -~___ 480 480 481 484 494 500 522 535 551 17,4 17,t 15,7 12.6 7:9 6,3 4.3 319 4,O ~ I l r n 2n-16 6 2~-26 4 2~-38 3 2n-79 9 n + 7 0 10 n f 5 8 57 439 444 451 476 496 58,2 23,4 59,O 24,7 60,l 27,l 54,9 44,5 43,l 56,9 58,9 59,2 ~ 76,6 75,3 72,9 55,5 43,l 41,l 40,s 6,5 10,2 17,2 56,9 76,9 78,5 77,9 17,s 19,4 22,3 44,O 56,s 57,4 53,5 60,6 64,s 60,2 33,4 18,7 16,l 16,3 __ 0 0,9 691 19,7 50,6 60,6 63,8 61,3 60,l ~ M' r' __ __ ___ 0 100 94,s 572 72,O 28,O 61,O 39,O 13,4 86,6 90,5 975 93,7 673 94,O 670 93,s 6,2 M n-12 51 562 4,2 93,5 n-49 36 597 7,3 89,8 n-65 56 613 112,5 82,s 85 5 646 44,l 43,l 48 9 693 62,5 23,l 17 9 737 58,6 21,5 765 57,s 22,l 0 7c 55' 16 11 50 52 59 34 18 ___ 2n-84' 276-55 2%-87 zf87 z+73 zt64 zt35 Zfl9 ~ Q, __ __ - -- 565 574 585 628 664 678 765 437 458 468 486 512 536 551 635 637 643 659 671 710 734 765 634 Braunlichweiss Gelbbraun Braun Dunkelroth Carminroth Braunr.,fast schw. Dunkelviole tt Indigo I Blau Grunlichblau Blaulicbgrun Blassgriin Gelblichgriin Hellgrun Griinlicbgelh Lebhaft gelb Orange Braunlichorange Hellcarminroth Purpur Blauviolett Ultramarin Cyanblau Griinblau Grun-Blaugrun Griin Gelbgriin Gelbgrun Gelbgrun Gelbgriin-Gelb Orange Hochroth Hochroth-Carm. Purpurviolett Farbe beobachtet Orange Orangeroth Roth Carmin Purpur Purpurviolett ~- i' Farbe berechnet - A n f a n g weiss. Die Parben dunner Bllttchen. rp 2 .- 3 b oa CD 1.3 w 7 3 e 3 p 0 c ~ 948 Orange Orange Blaugrau Hell Grunlichbl. Blklichgrun Schon Eiellgriin Hell Graugrun ~- 56,O 52,3 50,3 50,3 55,2 n-23 n-71 70 12 0 52 44 40 12 37 21 14 33 ~ 46,7 40,8 26,2 47,7 21,7 52,3 22,6 58,l 21,4 58,O 437 l8,9 56,9 443 15,6 155,2 455 11,4 52,9 500 7,O 1 49,O 551 3,O 48,9 57 2 619 664 744 765 2n-15 24 438 15,6 55,9 2%-28 38 446 44,2 55,8 n f 7 4 9 494 41,4 47,9 n f 2 1 14 533 54,O 40,7 n 55 1 56,4 39,2 1 -r .____ __ -n-12O 59' 562 38,8 n-29 14 577 12,o n-57 4 604 48,O n-80 12 629 50,4 67 11 668 49,5 0 7 65 46,7 9 Blauviolett 2n-11 Ultramarin 2n-21 U1trani.-Cyanbl. 2n-44 B1augr.-Griin n+65 Gelbgriin n Gelbgrun Orange Hochroth Purpurviolett Purpurviole tt Grunlichgelb Fleischfarbe Carrninroth Matt Purpur Violettgrau 1426 1495 1534 1621 6 8 1652 1682 1711 1744 1811 78 1927 Blauviolett Ultramarin Blaugriin Griin Gelbgriin Hell blaulichv. Indigo Grunlichblau Meergriin Glanzend. Griin Purpurviolett 4 s 1101 1128 1151 1258 1334 5 8 1376 Dunkel violettr. 998 Lebh. rothlichor. Hochroth __ I Farbe berechnet 843 G e l b l i c h a Gelbgriin 866 Grunlichgelb I Gelbgriin Gelb 910 Reines Gelb ______ Farbe beobachtet I' - 32,2 23,9 23,7 31,4 29,6 57,8 55,9 38,O 37,O 36,3 53,4 53,4 52,7 51,l 50,O 57,6 ______ Farbe berechnet ~ I beobaehtet Farbe Dunkelblau I _ _ ._- Graublau MeergrIin Schon Griin Matt Meergriin Gelblicbgriin Ultramarin C anb1.-Blaugr. Bfaugriin Griin Gelbgrun 443 47 1 496 540 551 Griinlichgelb Gelbgrau Mrtlvenroth Carminroth Grauroth Gelblichgrun Unreines Gelb Fleischfarbe Roth Violett Gelbgriin Gelbgrun-Belb Hochroth Purpur Purpurviolett 564 576 659 731 765 499 B1augr.-Cy anbl. Griinlichblau Griin 551 Gelbgriin 477 Cyanblau 137 B1auv.-Purpurv. Violettpurpur 446 U1tram.-Blauv. Violett 462 Cyanb1.-Ultrain. Indigo -~ __ '.9 __ -- Anfa.ng weiss. (Fortsetzung.) 43,l 25,O 561 Gelbgrun 44,8 19,2 573 Gelbgrun-Gelb 47,l 12,8 592 Gelb 51,O 6,7 670 Hochroth 51,l 2,s 765 Purpurviolett 59,2 52,3 47,7 41,9 42,O 44,l 44,2 52,l 59,3 60,8 44,O 47,4 49,7 49,7 44,s D i e F a r b e n d u n n e r Bliittchen. A n f a n g schwarz. 4 W l b
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