402 Berthelot, Salpetrigsaures Ammoniak. forscher; die Protokolle der physicalisch - chemischen und inathematischen Section geben uber vier verschiedene Vortrage und Demonstrationen Nachricht. Ueber das salpetrigsaure Ammoniak. Ton B e r t h e l o t . * ) Das salpetrigsaure Ammoniak ist im festen Zustande bis jetzt noch keinem naheren Studium unterworfen worden. Da ich Gelegenheit gehabt habe, dasselbe in bedeutender Menge darzustellen, weil ich es zu meinen thermochemischen Untersuchungen bedarf, so will ich die dabei gemachten Erfahrungen zur allgemeinen Kenntniss bringen. Die Darstellung geschieht am besten durch doppelte Zersetzung gleicher Aequivalente salpetrigsauren Baryts und schwefelsauren Ammoniaks in concentrirten Losungen. Man operirt in der Kalte und verdunstet das Filtrat im Vacuum neben gebranntem Kalk so rasch als moglich. Wie man auch verfahren mag, 80 dauert die Operation doch mehrere Wochen, und die Ausbeute iibersteigt, wegen der freiwilligen Zersetzung des Salzes, nicht 30 bis 40 Proc. der theoretischen. Man muss zur volligen Trockne verdunsten und das Salz in einer Schaale im Vacuum neben gebranntem Kalk aufbewahren, aus Grunden, die weiter unten folgen. Das trockne Salz ist weiss, krystallinisch, aber elastisch und zahe, lasst sich zwischen den Fingern rollen und haftet merkwiirdig fest an den Wanden der Gefasse, ahnlich wie der kunstliche Campher (Chlorwasserstoff - Tereben). Es reagirt vollkommen neutral, und seine Zusammensetzung entspricht genau der Formel H4N, NO9 An der Luft zerfliesst es sehr rasch. Bei gewohnlicher Winter - Temperatur zersetzt sich das Salz nur langsam, im Sommer dagegen rascher. Bei 60 bis *) Bus dem Bulletin de la SOC. chim. de Paris, t. XXT, p. 65. JV. Berthelot, Salpetrigsauree Ammoniak. 403 70° bleibt es einige Augenblicke anscheinend unverandert, dann aber d e t o n i r t es heftig. Ebenso detonirt es durch einen Hammerschlag. Es will also sehr vorsichtig gehandhabt sein. Bei seiner Zersetzung wird beinahe ebenso vie1 Warme frei wie bei der des Nitroglycerins. Allmahlig auf einem Platinblech erwiirmt, verschwindet es auf einmal ; wirft man es aber in kleiner Menge auf das schon heisse Blech, so verbrennt es sofort mit lividem Schein. Bei seiner langsamen Zersetzung liefert es als Producte Stickstoff und Wasser, und behalt die neutrale Reaction. Es darf nicht in hermetisch verschlossenen Gefassen aufbewahrt werden, denn diese wurden bald zerschmettert werden. Selbst das Auf'bewahren in, wenn auch nur unvollstandig mit einem Glasstopsel verschlossenen Flaschen ist bedenklich , denn alsdann kann das durch die langsame Zersetzung erzetlgte Wasser nicht sofort verdunsten, dieses wirkt losend auf das ubrige feste Salz und beschleunigt dadurch dessen Zersetzung. Daher ist es am zweckmassigsten, das Wasser in dem Grade, als es entsteht, im Vacuum gleich durch Kalk absorbiren zu lassen. Die concentrirte wasserige Losung des Salzes zersetzt sich in der Kalte weit rascher als das trockne Salz, wovon ich mir den Grund nicht erklaren kann. Schiittelt man eine solche Losung, so schaumt sie wie Champagner. In der Wiirme entbindet sie, unter Beibehaltung ihrer Neutralitat, reines Stickstoffgas. Nach zwei Monaten enthalt die wasserige Losung fast gar kein Salz mehr; nur ein paar Procent sind noch darin, diese verschwinden aber nicht, sei es nun dass bei einer gewissen Verdunnung die Zersetcung ganz still steht, oder dass sie immer langsamer verlauft. Stellt man eine Glasschaale, worin sich einige Krystalle des Salzes befinden, an die Luft, so zergehen sie gleich zu einem Liquidum und entwickeln dann Blasen von Stickstoff. Nach einigen Wochen enthalt die Schaale nichts weiter mehr, als nadelformige Spuren salpetersauren Ammoniaks , welche entweder schon im Azotite praexistirt oder sich erst wiihrend 26 * 404 D. Scolosuboff', Ansamml. d. Arsens in d. verschied. Geweben ctc. der fi eiwilligen Zersetzung gebildet hatten. Jedenfalls bleibt nichts zuriick, was ahnlich einem Azotit auf salpetersaures Silber pracipitirend wirkt. Das feste salpetrigsaure Ammoniak ldsst sich leicht durch gleichzeitiges Zusammentreffen von Stickstoffoxyd , Ammoniak und Sauerstoff erzeugen und wahrscheinlich selbst in Qantitaten bereiten. Man leitet diese drei Gase trocken in einem abgekuhlten Cylinder, und zwar vermittelst sehr weiter Rohren, welche nicht bis auf den Boden reichen. Zur Vereinfachung der Vorriuhtung kann man auch das Stickstoffoxyd und das Ammoniak vorher mischen. Die drei Gase wirken sofort auf einander ein; da sie aber das zur Bildung des Salzes erforderliche Wasser nicht enthalten, so tritt gleichzeitig auch Stickstoff auf: tLNO 0 2NH3 = 4Pj 3H20. 2NO 0 2H3N H20 = 2(H4N, N02). Beide Reactionen erfolgen in der That gleiahzeitig , aber das Volum des erzeugten Stickstoffs ist vie1 grosser, als es sein miisste, wenn alles entstandene Wasser zur Bildung von salpetrigeaurem Ammoniak verwendet ware. Tch erhielt nemlich uber das Doppelte der theoretischen Menge, was Rich iibrigens leicht aus der gleichzeitigen Zersetzung einer Portion Azotit erkliirt. Azotst entsteht, wie ich mich uberzeugt habe, dabei nicht. Jedenfalls verdichtet sich i m oberen Theile des Cylinders eine bedeutende Menge salpetrigsaures Ammoniak, und zwar krystallinisch, anscheinend wiirfelig und van deutlicherer Form, als es durch freiwilliges Verdunsten erhalten wird. Dieser Versuch empfiehlt sich besonders als Collegien Experiment. + + + + + + Ueber die Ansammlung des Arsens in den verschiedenen Geweben der vergifteten Thiere. VOII D. S c o l o s u b o f f , * ) drrt in Moskau. Die Lahmung und Atrophie der Nuskeln, welche man an den Extremitaten der Thiere oder der Kranken, die mit *) IMlet. de la SOC. chim. de Paris, XXII. p. 124.
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