154 VI. Wiscellen. Ueber deli Werth der Bezeichnung ,,Patent bei Waaren. Kicht selten findet man Waaren , auch Naschinen, als Patent oder patentirte, mit einem X.K. osterr. Privileg. ausgestattet , in Ankundigungen dem Publikum ausdrucklich empfohlen. Es wird dadurch der Glaube verbreitet, als besassen diese Gegenstande einen besonderen , Seitcns des Staates anerkannten Werth, wodurch der letztere sich bestininit gefiihlt , ihnen einen eigenen Schutz angedeihen zu lassen. Es ist sicher, dass fiir viele Dinge Patente nachgesucht werden zu dem alleinigen Zwccke, sie unter diescr Firma besser an den Mann bringen zu konnen. Wenn das Manover im Ganzen auch ein unschuldiges zu nennen und nur in die Klasse der Geschaftsreklame zu rechnen ist, so durfte es doch angemessen sein, das Publikum mit wenigen Worten uber den reellen Werth des ,,Patents '' u. s. w. aufznkliiren, da gelegentlich auch einmal eine arge S c h w i n d e l e i auf diesem Wegc unterlauft. I n allen uns bekannten Staaten, mit Ausnahme zweier, herrscht bei Ertheilung von Erfindungspatenten das blosse Anmeldeverfahren, d. h. es macht Jemand bei der betreffenden Staatsstelle eine Eingabe, worin er bittet, ihm auf eine bestinimte Reihe von Jahren das Alleinrecht der Ausbeutung einer in den1 Gesuche nlher beschriebenen Erfindung zu ertheilen. Der Gesuchsteller kann dabei selbst der Erfinder sein oder im Namen eines Anderen auftreten. Es wird alsdann nach Entrichtung der betreffenden Spesen, die in manchen Landern sehr hoch sind , ein Dokument verabfolgt, das , , P a t e n t','l worin dem Gesuchsteller das gewunschte Privileg ertheilt ist, u n b e s c h a d e t d e r R e c h t e D r i t t e r , welche nachweisbar die fragliche Erfindung friiher gemacht und praktisch verwerthet haben. I n letzterem Falle auch dann, wenn durch gedruckte Beschreibung die Erfindung schon vor der Ein- Uebcr den Werth der Bezeichnung ,,PatcntLLbei Waaren. 155 gabc bckannt gewesen ist, wird das Patent ohne Werth, d. h. der Besitzer desselben kann keinen Anspruch mehr auf staatlichen Schutz machen, wenn Andere die Sache ebenfalls BUSzubeuten suchen. Eine p a t e n t i r t e E r f i n d u n g i n d i e s c m F a l l e ist also eine solche, fur welche - knrz und biindig - g e w i s s e S p e s e n d e r E i n r e g i s t r i r u n g i n d i e P a t e n t l i s t e n g e z a h l t w o r d e n s i n d , nicht mehr und nicht weniger. E s geht aus der Bezeichnung weder hervor, dass die Sache ncu, noch dass sic gut oder n~tzlich ist. Der Staat ladet mit der Patentertheilung deni Publilcuni gegenuber nicht die mindestc Terpflichtung auf scine Schultern. Kaum anders gestaltet sich die Sache in den Etaaten, wo ein etwas abwcichcndcs Verfahren beobachtet ~ 7 i r d, in N a d e n und in Pr e u s s e n (auch im Grossherzogth. 8. - Weimar - Eisenach). Hier wird nSirnlich die Eingabe eincr sorgfiiltigen Priifung durch Fachnianner unterzogcn , um dic Meuheit (und Z~~~ecBnilissigkeit) der angcblichen Erfindung zit constatiren. Eine grosw Zahl von Gesiichen wird dabei thatsachlich znriickgewiesen , nicht selten unter Xlagen und Bcschwerden seitens dcr Erfinder , welche sich zuriickgesetzt fiihlen. I n den Fiilleri , w o das Gutachten hinsichtlich dcr Neuheit gunstig aus€allt, wird ein Patent ertheilt , wiedcrnm jcdoch unter Beifugung der stehenden Formel: ,,unbeschadct der Rechte Drittcr 11. s. w.,"indcni ja recht wohl denkbar ist, dass die Sache den1 priifenden Fachnianiie im Eereiche seiner Erfahrung und in der ihm zugiingigen Literatur nicht vorkam, gleichwohl aber irgendwo schon von einem Anderen ausgefiihrt oder in einer fremden Schrift beschricben war. Der Staat iibernimmt also durch das Patent auch hier keinc irgend welche Garantie, weder hinsiehtl. der Neuheit noch der Nutzlichkeit der Sache; cr ertheilt das Patent aiif Grund des Ausspruchs von Sachverstandigen, dass die Kieht - Neuheit dcr Erfindung nicht nachgewiesen werden 1-" Lome Lasse man sich also im Publikum nicht mehr durch den Koder , , P a t e n t I' irre filbren; schrcibe man demselben keinc hohere Bedeutung zu, als beliebte es dein Spekulanten dic Bezeichnung ,,vorzuglich, " ,,einzig, '( ,,noch nie dagewesen, '( auf seine Waare zii setzen, wovon Jedermann gleich weiss, was er davon zu halten hat. Aber auch Seitens der Industriellen moge man nicht immer glaubeu, dass jede Waare, die mit Patent bezeichnet ist, wirklich auf einem Patent ruht und desshalb eventuell nicht nachgeahm t werden tiurfe. Manche Dinge bleiben immer Patent, auch nachdem das Pri- 156 Ueber den Ursprung des Hexenthunie vileg langst abgelaufen ist; man hat sich daran getvohnl beide Ausdriicke immer zusammen anzuwenden und der Ver fertiger findet auch keinen Anlass die Etiquette umzuandern da die Sache so zieht. Andere Dinge sind vielleicht nie ]'a tent gewesen und werden doch so bezeichnet, oder erlanger vielleicht das ILecht der Aufschrift in einem Duodezstaate etwa in AIonaco, und durchwandern damit nun kiilin dit Welt. Wer sieht ihnen die Abstammung und die Berechligung an? In jedem besonderen Falle, wo sich Jemand durch die Bezeichnung ,)Patent" bci einem Gegenstande naher beriihrt Mhlt, versliume er nicht, in den Patentlisten seines Heiinathlandes nachzusehen , ob die Sache auch wirklich daselbst geschiitzt ist. 1st dies nicht der Fall, so steht ihm jederzeit frei, die Sache bei sich nachzuahmen. In Baden werdeu fieit mehren Jahren Patente bloss noch auf die Zeit von 3 Jahren ertheilt; die Zahl derselben betragt kaum 40 im Laufe eines Jahres. l)er gewiinschte Nachweis ist desshalb leicht und schnell zu erlangen. (Budische Gewerbezeituiig 1868. S. 55. Po1,yt. Xotizblatt iL'*.11. 1868.). H. L. Ucbcr den Ursprung des Bexenthluns ; von L u d w i g Mcjer. Der Anfang der eigentlichen Kexenprocesse fallt in das Jahr 1459 , in welchem zu A r r a s mehre Weiber beschuldigt wurden. mit dem Teufel ein Biindniss gemacht und init demficlben abscheuliche Feste gefeiert zii haben. Die Gerichte nahmen die Sache in ihre Hande und zwar fiel, da ein Abtall vom christl. Glauben vorzuliegen schien, der Process linter das I n q u i s i t i o n s g e r i c h t , welches die Angeschuldigten nach den iiber die Xetzergerichte bestehenden Vorschriften behandelte; die Folter erzw-ang die Gestandnisse der Leugnenden und der Tod auf dem Gcheiterhaufen war die Strafe der durch freiwilliges Gestandniss oder durch Martern Ueberi'uhrten. Da jeder der 1-erurtheilten neue Nanien yon Theilnehmerinnen abgcpresst wurden und die Zahl der Opfer dadurch irumer iuehr anwuchs: als die Richter besonders reiche Frauen auszusuchen schienen , urn sich durch deren Vermogen zii bereichern; da erhob sich das Volk gegen jene Greuel und erzwang die Beendigung der Verfolgungen. Ein Nenschenalter lang dachte man nicht an die Erneuerung jeucr Processe.
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