272 Aschoff, 1830 Jan. den Fall ciner Vergiftung durch Sambucus Ebulus. Der Genuss der Bliitter sol1 die Symptome von Darmentziindung, der der Bliithen narcotische Wirkungen hervorgerufen hahen (Buchner’s Repertorium. XLI. 1.) Z e I1 e r erhielt aus den Reeren von Sambucus Ebulus nach dem Auspressen mit Wasser beim Erhitzen derselben bis zum Kochen und wiederholtem Pressen im Ruckstande ein dern Vogelleim ahnliches Harz (Wiirternberger Correspondenabl. L. Bley. 1834. 101.) w- Zur chemischen Kenntniss der Wachholderbeeren; von Dr. L. Aschoff in Bielefeld. In Folge eines technischen Gutachtens wurde ich veranlasst, einige Versuche mit rcifen und unreifem Wachholderbeeren anzustellen; bci dieser Gelegenheit rand ich, dass namentlich die reifen Beeren eiiie Saure enthaltcn, die mit einem Alkali gesattigt, das salpetersaure Quecksilberoxyd und - Oxydul in concentrirter nicht gefarbtc Auflosung , sowie die salpetersaure Silheroxydlosung zu hfetall reducirte ; ebenso wurde in einer concentrirten Quecksilberchloridlosung ein weisser Niederschlag von Calomel gebildet, und eine sehr verdunnte Eisenchloridlosung dadurch rothbraun gefarbt. Diess sind Reactionen, die der Ameisensaure angehoren, und mochte ich glauhen, dass dieselbe in den Wachholderbeeren enthalten ist, oder vielmehr sich durch eine Zersetzung des darin befindlichen Wachholderbeerols gebildet hat. Die Wachholderbseren zeigen, mit Wasser angeriihrt, eine bedeutend saure Reaction. Werden die zerquetschten mit Wasser zum dunnen Brei angeriihrten Beeren in einem Dampfapparate der Destillation unterworfen, so erhalt man ein atherisches Oel, welches gleich nach der Destillation, wenn es vollig vom Wasser getrennt ist, nicht sauer reagirt, hingegen rothet das Wasser, besonders das zuletzt ubersehende , das blaue Lackmuspapier nach oinigen Minuten. Wird das durch Filtration vom Oele zur chemiwhen Kennlniss der Wachholderbeeren. 273 getronnte Destillat, dem man einige Tropfen Ammoniak zugesetzt hat, eingedampft, so erhalt man eine Flussigkeit, die obige Reactionen zeigt, sobald sie mit den Metallauflosungen gekocht wird. Wie erwahnt, es reagirt das frisch destillirte Oel nicht sauer, und reducirt auch nicht rnit Wasser vermischt die salpetersaure Silberoxydlosung, wohl aber eine concentrirte Quecksilberoxyd - und - oxydullosung ; es konnen daher obige Reactionen nicht vom aufgelosten Oele entstanden sein. Ich vwsuchte nun, diese Saure aus den Wachholderbeeren dadurch zu gewinnen, dass ich dieselben mit Wasser, dem etwas Kreide zugesetzt war, auszog, die sehr verdunnte Aufliisung colirte und hierauf mit essigsaurem Blei versetzte. Der entstandene Niederschlag wurde abfiltrirt, die Fliissigkeit bis zur diinnen Syrupsdicke eingedampft und rnit Alkohol vermischt, der nun erhaltene Niederschlag mit Alkohol ausgewaschen und rnit Phosphorsaure der Destillation unterworfen; das so erhaltene Destillat zeigte obige Eigenschaften. In reichlicherer Menge lasst sich diese Saure aus altem Wachholderbeerol abscheiden. Ein Oel, welches namlich Iangere Zeit mit der atmospharischen Luft in Beriihrung gewesen, reagirt sauer, die saure Reaction beginnt schon nach kurzer Zeit, besonders, wenn noch etwas Wasser zugegen ist, und nimmt so rasch zu, dass ein solches Oel, welches einigen Wochen an der Luft gestanden und haufig umgeschuttelt worden, das Lackmuspapier sehr bedeutend rothet. Hat man nun ein stark sauer reagirendes Oel, so schuttele man es so lange mit einer hinreichenden Menge Wasser, dem eine kleine Quantitat kohlensaurer Kalk zugesetzt ist, bis das Lackmuspapier nicht mehr gerothet wird, die Flussigkeit kann nun abfiltrirt, rnit essigsaurern Blei versetzt, abgedampft und in concentrirtem Zustande mit Alkohol vermischt werden, wodurch das ameisensaure Blei gefallt wird. Den mit Alkohol ausgewaschenen Bleiniederschlag unterwerfe man, mit verdunnter Phosphorsaure versetzt, einer Destillation. Man erhalt so ein stark Arch. d. Pharm. XC. Bde. 3. Hft. 18 274 Aschoff, zur chem. Kenntniss der Wachholderbwren. sauer rcagirmdcs Desl.iIlat,, dns, mil eincm AlkaTi gesattigt, ehenfalls ohen nngefulwle Reaction hervorhringt. In den unrcifen grunen Wachholderbeeren fand ich zuglcich ciiie bcrleutentle Mengc Amylum, welclies durch die bekannle Reaction mit Jod tlnrin lcicht zu erkennen ist, wahrcnd die vollig reifen, schwarzen Beeren keine Spur davon en~halten, statt (lessen aber Gummi und Zuclier. Hingegcn verlieren Wacliboldci~bccren, die halh reif sind, aber noch inimer einen geringcn Amylumgehnlt zeigcn, diesen ganz, wenn sic an tler Lufi langsam getrocknet werdeti Es findel daher when beim Reifen und Trocknen dieser lkcren, wio hei vielen anderen Friichten, eino IJmwandlting ihrer Bestandtheilc slalt, wid so mag sich auch das in den Wiichholderbecren in hesondern Behiltern hefintllichc Oel rlurch den Einfluss der atmospharischcn Luft wiihrenrl des Trocknens cbenfalls veraiirlcrn , und neben dcm harzig sauer rbagirenden Korper die Amcisensiiure gebildet wcrden, tlaher nus den frisch at)gepflucktcn halbreifm Wactiholderhecren nwhr iitherischc!~001g c w o ~ ~ ncn wirtl, als aus den getrockneten. Da nun das Terpentinol gleiche chemische Zusammcnsetzung hat, wie das Wachholclerheerol, die Gegenwart der Ameiscnsaure in altem Terpentinol schon fruher von Wepp e n und Anderen nacligewiesen worden ist, so liess sich jlermuthen, dass in den BlPltern von Pinus d i e s und viclauch andern Pinus -Arten ehenfalls diese Saure enthalten sci, wovon ich mich auch durch angestellte Versuche bald uberzeugte. Es rand sich namenrlich in den abgefallenen Nadeln ein etwas grosserer Gehalt an Saure, als in den frisch getrockneten griinen. Versuche, welche ich mit dem gieichartig zusammengesetztcn Citronenol anstellte , gaben kein so gunstiges Resultat; das angewandte Oel, welches vorher rectificirt und dann an der Luf6 Iturze Zeit gestanden, reagirtc nur schwach sauer, so dass das aus grossen Quantiiaten erhaltene Destillat zwar sauer reagirte, jedoch nicht cine solche Menge Saure enthielt, um sammtliche Reactionsversuche ausfiihren zu konncn. Da es aber gleiche Zusam- Meurer, Notdzen iiber chemisch-pharmaceutischeArbeitm. 275 mensetzung hat, wie das Wachholder - und Terpentinol und in seinem sonstigen Verhalten vie1 Uebercinstimmendes, so Ibst sich vermuthen, dass die gebildete Saure auch dieselbe ist. &in anhaltendes Durchstromen von Sauerstoff bewirkte in einern mit Wasser vermischten, vorher rectificirten, nicht sauer reagirenden Citronenol keine bedeutende Veranderung, wurde es hingegen 14 Tage fang in einern offenen Glase in Beriihrung mit Wasser der Luft ausgesetzt, so trat bald eine saure Reaction ein. Die Eigenscha ft dicser sich gebildeten SPiire werde ich spater einer nakern Untersuchung unterwerfen. Notizen, gesammelt bei chemisch - pharmaceutischen Arbeiten ; von Dr. M e u r e r . Sauerstoffgas. Obgleich es uns an Methoden, das SauerstofTgas darzustellen, nicht fehlt, so versucht man doch gern theils aus wissenschaftlichem, theils aus pecuniarem Interesse die neuen Verfahrungsarten, und so versuchte ich denn auch, aus dem sauren chrornsauren Kali mit Schwefelsaure, und nach P a y r n e s’ Angabe aus eisensaurem Kali dasselbe darzustellen. Die Darstellung des Sauerstoffgases aus saurem chromsaurem Kali und Schwefelsaure geht sehr ruhig und gleichmassig von statten, hat aber zwei Nachtheile, es liefert selten ein ganz reines Gas, es enthalt dasselbe oft etwas schweflige Saure und auch zuweilen Stickoxydgas aus der englischen Schwefelsaure, ferner wird die Bereitung deshalb kostspielig, weil allemal die Retorte dadurcb verloren geht, dass das Chromoxyd zusarnmenbackt und sich fest anlegt. Die Anwendung des eisensauren Kalis, urn die Taucher unter ihren Glocken mit Sauerstoff zu versehen und von der Kohlensaure zu befreien, ist hochst interessant. 18%
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