218 II. Natwgesclrichte nnd Pharmakognosie. Einiges iiber die physiologische Wirknng des Emser Wassers ; yon Hofralh Dr. L. S p e n g l e r zii Bad Ems. (Aus dem Wochenblatt der Zcitschrift der K. K. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1865, vom 3. Mai, No. 18.) Es diirftc nich t uninteressnnt scin, einigc physiolo- gische Ucobachtungen iibcr die Wirlrungen der Emser Thermen mitzutheilen, dn dergleichen Untersuchungen die Basis fiir die Indicationen der bIineralwiisser bilden. Es gehoren vor allen Dingen dnhin, die Wirlrungen a u f d e n P u 1s beim Trinlren des Minernlwnssers, auf dic D i f f c r c n z d e s P u l s e s vor und nach Clem Bade, auf die Frequcnz der R e s p i r a t i o n , anf das B l u t und den S t o f f m e c h s e l . Ich will nun in1 Nnchstehcnden einige Ecobachtnngcn diescr Art mittheilen, wie sic mir die letztc Bade-%ison gcboten hat. I . TVirkiing des Tr-inkens m i f den Arls. Der lcichteren Uebersicht hnlber gcbe ich die Beobachtungen in einer auf S. 219 befindlichen Tabelle. SO sehr wenig vollstiinclig cliese Notizen sind, so sind sie doch der Ausclruclc der allgemeincn Wirlrung, und es scheirit unzweifelhaft aus ihnen hcrvorzugehen, dass man SO allgemeinhin von einer aufregenden Wirlcung cler Thermen von E m s nicht sprechen Irann. Die von mir SO vielfach erprobte wohlthiitige Wirlrung des Emser Wassers bei Pnenmoiiien w i d cladnrch erklsrlich. (Cfr. meinen Aufsata iiber die Wirkung des Emser Kesselbrun- &engZer, physiologisihe Widmng des Emser Wassers. 219 Pulsfrequeni Tor dem Trinken Zahl der 'ulse - Anzahl der getrunkenen Gliiser B 6 Unzen. ?ulsfrequeui nach dem Trinken Zahl der 'ulse - 1 I3r.Dr.A.n. 42 56 4 Iiessel 58 2 3 H. R. 48 45 61 69 5 2 l 4 n 58 72 4 5 6 7 8 9 L.8. F. L.n. B. A.e. 60 73 60 35 40 36 84 74 70 84 4 n 4 7 ? 4 2 7 99 94 4 n 2 Krirhnch s. I n Diagnose d er Krankleit. Chron. RroncL.Katarrh n n Heiserkeit, Laryngit. chr. 70 Intermitt. quart. 68 Rronch.-Katarrh 64 Emphysem 76 Chron. Katarrh 80 n n 88 Pleth. nbd. €1:morrh. Fist. a. nens bei Pneumonien in nieinen brunneniirztlichen Mittheilungen iiber die Thernien von Ems, 4.Aufl. p. 33 ff.) Aus dieser Pulsverminderung ist auch zum Theil die Ermiidung und, Abspannung zu erklaren, die die Brunnentrinker so gern befiillt. Die Herabsetzung der Herzund Gefassthatigkeit, das Gefiihl der Erschlaffung dauerte gewohnlich bis nach dem Bade, wo die Kranken wieder munterer und erregter wurden. 2. Wirkting des Badens nuf den p1ils. A h ich in friiheren Jahren Untersuchungen iiber die Absorption von Ernser Wasser in dem Bade anstellte (Deutsche Klinik, 1864, No. 22 et 1. c. 120), beobachtete ich, dass der Puls nach dern Bade constant 4 bis 6 Schltige weniger mnchte, als vor demselben. Ich wendete dieser Erscheinung meine ungetheilte Aufmerksamkeit zu, und es wurde mir namentlich in letzter Saison die Bestatigung meiner Beobachtungen von mehreren Collegen mitgetheilt, indem bei ihnen der Puls nach dem 220 Spenqlel; Bade stets 4- 5 Schlage weniger machte, als vor demselben. Die Biider waren stets zwischen 27 und 280R. genommen. Diese Herabsetaung des Pulses dauerte aber nie liingere Zeit, indem gewohnlich nach einer Stunde die Pulsfrequenz vor dem Bade wiederhergestellt war. 3. Wirkung des Bcccles auf die Frepenz der Resyivatiou. Gelegentlich jener Untersucbungen iiber die Absorption in den Biidern von E m s machte ich ebenfalls die Beobachtung, dass die Respirationsfrequenz abnahm. 111i letzten Sommer bat ich einen Collegen, der die Kur wegen eines chronischen Blasenkatarrhs gcbrauchtc, diesc Beobaahtiingen zu controlireii. Er f:md rcgelmiissig, dass er nach dein Bade 3 -4 Respirationen wcniger machtc. die Ulutfwbe untl die Blutkiirpei*chen. Um die Wirlrung des Emser Wnssers auf das Elut direct zu beobachtcn, benutzte ich dic Qelegenheit, \vo einer Frau wcgcn Plethora unrl Kopfcongcstioncn ciii Aderlnss gemacht wurde. Das Blut wurdc sofort in graduirte Probcgliischcn m s der Annvcnc geltusen und Einser Kesselbrunncn in seiner naturlichen Wiirrne zugesetzt, und zwar in vcrscliicdcnen Verhiiltnisscn, niimlicti 1 Wasser zu 1, 2, 3 und 4RnumthcilenBlut. Dns H u t wurde rother, und zwar j e nach dcr Verdunnung, SO dass das Probirgliischen, worin Blut und Wasser zu gleichen Theileu war, eine helllcirschrothe Farbe zeigte, und jencs, worin 1 T h . Wasser und 4Th. Blut, eine dunklere, rothbmune Fiirbnng hatte. Diese Farbe wechselte nicht mehr und war nach 2.1 Stunden in dem verschlossenen Gliischen noch dieselbe. Die Blutkorperchen zeigten sich nach diesen 24 Stnnden meistens g m z unveriindert, nicht gerunzelt, einige zeigten schwach geziilinte RLnder ; dieses Ergebniss war bei allen 4 Proben dasselbe, so dass also das Emser Wasser eine Veranderung dcr Gestalt nncl der Grosse 4. Wirktiiiy des Eniser IVussers nuf physiologische Wirkung des Entser R'assers. 221 der Blutlrorperchen des Menschen nicht hervorzurufen scheint. 5. Wirkung des Emser TVassers auf den Stofwechsel. Da nun die festen Theile des Blutes durch Einfuhrung des Etnser Wassers keine besondere Aenderung zu erleiden scheinen, so muss wohl die Blutflussigkeit es seiii, worauf das Emser Wasser besonders einwirkt. Dss doppelt-koLIensaure Natron ist ein norinaler Bestandtheil des Blutes, .bewirkt dessen Alkalescenz und vermindert die Gerinnungsfahigkeit des Eiweisses und verhutet die Ansammlung von Sauren. Es muss daher im Urin Veranderungen hervorrufen. Dass der Harn alkalisch wird, dass also die Harnsaure sich im geringeren Maasse vorfindet, ist eine bekannte Sache. - Eine grosse Veranderung des Harnstoffes konnte ich nicht constatiren. Dagggen war das Auffallendste, dass bei vielen I h n k e n , namentlich bei alten Katarrhen, stets eine nicht unbedeutende Menge k o h 1en s a u r e n A m m o n i a k s im I l s r n beobachtet wurde. Da nun Ainmoniaksalze iiti normalen Harn gar nicht ( L i e b i g , S c h e r e r , L e h m a n n ) oder nur in hiichst geringer Quantitiit ( B o c k e r ) vorkommen, so darf dieses bedeutendere Auftreten im Harn bei einer Emser Trinkkur als eine hauptsachliche Wirkung des Emser Wassers angesehen werden. Es dsrf wohl sls Umsetzungsproduct der wesentlichen Organbestandtheile betrachtet werden, das in den Lungen abdunstet und durch den Urin entfernt wird (C. L u d w i g ) . Die Kranken bemerken meist selbst die Ammoniak-Ausscheidung. Die Secretion des Urins ist vermehrt; der Urin wird blassgelb; haufige Regung zum Uriniren ; Brennen, Stechen, Schmerzen beim Urinlassen, da das Ammoniak atzend auf die Harnwege wirkt; der Geruch des Urins mird stechend und iibelriechend, so dass die Patienten sich uber den eigenthiimlichen stinkenden Geruch beschweren. Der Urin reagirt alkalisch, rothes Lackmuspapier wird blau, beim Trocknen aber wiederToth; ein 232 Zoophyten - Haus des zoologisclien Gartens in London. mit Salzsaure befeuchteter Glasstab Iasst weisse Nebel aufsteigen j beim I-Iineinfallen eines Tropfens Siiure in den Urin braust derselbe auf; der Urin macht ein Sediment von Erdphosphaten. Sowohl wenn der Urin einige Zeit zuruckgehalten war, findet sich der Ammoniakgehalt, a1s such dann, wenn kurze Zeit, bis Stunde nach der volligen Entleerung der Blase, wieder Urin gelassen wird, also ganz frisch liisst er deutlich die charalrteristischen Zeichen wahrnehmen. Es geht also aus allen diesen Reobachtungen hervor, dass ein reichlicher Gehalt des Urins an kohlensaurem Ammoniak das charakteristische Zeichen des Urins beim Gebrauch des Emser Wassers ist; und dn das Ammoniak schon bei der Entleerung des Urins vorhanden, so ist dies ein Bcweis, dass das Ammonialr innerhalb des Orgnnismus durch den Stoffwechsel entstanden ist. Ein Besnch im Zoophyten - Hause des zoologischen Gartens in London '). - Ich stand mitten in eincm sonnenbelcuchteten Krystallsalon, iiberall ausgcschmiicbt mit Blumen von seltencr Gestaltung und reichster Farbung. Da warcn liebliche, weisse, vielstielige Bluthen, unmittelbar aus Gestein wachsend, wie es schien, scharlachrotlie und purpurne Anemonen, bliihende Brillanten von Mesembryanthemurn, freudig die Sonne mit ausgestreckten Armen griissend, marchenhafte Bliithen in griinen, weissen, rosigen, purpurnen Tinten - kura die reichste Versammlung von Blumenfeen unter dem warmen, gliinzenden, geschlossenen Krystalldache, nicht von Winden und Zephyren umkost und doch alle in freudiger Bewegung, jede nach ihrer Willkiir mit den Stielen, Bliittern und Bliithen graziiis *) Separatabdruck aus dem Sonntngsblatte, Wissenschaft fiirs Leben. 18ti5. 5.
1/--страниц