345 ZmeQteAbtheUuNa. Vereins - Zeitung, redigirt vom Directorio des Vereins. 1) Ueber den Zustand der Pbarmacie in Deutschland; von Dr. L. F. Bley. __- Herr Professor H. R o s e , welcher wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste sowohl, als wegen seiner freimethigen Bestrebungen cum fleile gedeihlicher Entwickelung niitzlicher Anstalten, allgemein hochgeschiitzt wird, hat in dem idten Stiicke der medicinirchen Zeitung einen Aufsatz iiber den Zustand der Pharmacie in England mitgetheilt, welchen die Redaction des Archivs fiir Pharmacie bereitwilligst eur Kenntniss der Leser dieser Zeitschrift gebracht hat. Es ergiebt sich daraus, dass rnanche Zustlnde der Pharmacie dort noch bedentend abweichen von denen, welche wir in unserm deutschen Vaterlande erblicken. Es finden dort Ireine Priifungcn der Apothelter statt, so wie keine Revisionen der Apothelten, daher, wie auch hier vermuthet wird, lreinc genaue Uebereinstimmung der Medicamente in den einzelnen Apothelren vorhanden ist. Eine gesetzliche Taxe ist nicht vorgeschrieben, so wie lreine Gewerbesteoer, nur patentirte Arzneien unterliegen einer Stempelabgabe. Es wird die l e i n u n g ausgesprochen, dass die in England stattfindende grosse Oeffentlichlteit den Nachtheilen begegne, welche der Mangel einer geniigenden gesetzlichen Conlrole hervorrufe. Die Uebersetzung der Apotheken in London ist ungcmein gross. Es lisst sich denken, dass demnach die Preise der Areneien sehr hoch sein miisren, wenn eine so grosse Anzahl von Apothekern in der theuern Stadt SOH Lestchcn kbnnen. Es herrscht auch hiusichtlich der Apothekcn eine gJnzliche Gewerbefreiheit. Der Bildungszustand der Apotheker ist ein sehr verschiedener und natiirlich bci vielen sehr mangelhaft. Durch die Pharmaceutical Society of great Britain wird eiu besserer Zustaud der Pharmncie beonstrebt, fiir welche die Herausgabe des Pharmaceutical Journal and Transactions wirkt. Auch eine pharmaceutische Schule ist gegriindet. Herr Professor K o s e ist der Ansicbt, dass hei einer Vergleichung der Zukunft der Pharmaceuten in England mit der unserer deutschen Apotheker sich lrein erfreuliches Resultat fiir uns herausstellen werde. Die Apothelter in Deutschland, namentlich in Preussen, stehen unter dem Schutze dcs Staates, der auch ausserhalb Preussen in gesetzlicben Bestimmungen hberall begriindet ist. Der geehrte Verfasser gesteht, dass durch dic Begiinstigungen, welche die Pharm~ciein Denlschland durch die gesetelichen Einrichtungen erfahren hRt, der Zustand der Bildnng der Pharmaceuten ein weaentlich hhherer geworden ist, SO dass viele deutsche Pharmaceuten im Anfange dieses Jahrhunderts einen europiiischen R u f sich erworben hatten. Derselbe findet, dass in neueren Zeiten Vieles sich geiindert habe. Die Preise der Apotheken 23 Arch. d. Pharm. CI.Bds. 3. Hft. 346 Vereinszeitutag. seien gestiegen, die Taren lriinnten hei so hohen Preisen dem Apotheker nicht mehr eine sorgenfrcie Existenz verschaffen, hiiufig habe derselbe mit Nahrangssorgen zu lriimpfen und vermbge lraum den Forderungen Geniige zu leisten, welche die Gesetze des Staats und des Gewissens ihm vorsclirieben. Man habe stalt der Privilegien spiiter Concessionen ertheilt. Dabei sei man nicht immer gerecht verfahren, die Concessionen seien nicht immer deu wiirdigsten Candidaten zu Theil geworden. Wanohe hitten dadurck Geschenke von 10 his 20,000 Thlr. empfangen, was als eine Ungerecbtigkcit erschienen sei denen, welche durch hobe Preise in den Besitz von privilegirten Apothelten getangt seien. So sei die Lage der Apotheker schwer an verbessern, weil nian nicht ongerecht gegen das Publicum verfahren und die Taxen hedeutend erhiihcn Irdnne. Nun komm! der Verfasser zu der Darlegung seiner Mcinung, dass, wenn man jedem Zweige der hduetrie im Entstehen durch Schutz von Seiten des Staates helfen miie6e, doch dieser Schutz nicht linger forlbestehen diirfe, wenn er seinen Zweck erreicht babe. Bei Einfuhrung der Gewerbefreiheit im l s h r e 1810 seien in Prenssen dieApotheker nicht von derselben ausgenommen gewesen, das sei erst einige Monate sptiter geschehen. Dio Zeit hahe gezeigt, dass man vielleichb Unrecht gehabt hnbe. Man h a w die AuFhebung der Privilegien nur gegen Entschidigung mittelst Zahlungen, welche die neu sich etablirenden Apolhelrer zu leisten angehalten geweven, bewerkstelligen sollen. Jetzt sei es schwer, jene Maassregel auszufhhren. Die griissere Zahl der Apothelren werde nicht Schaden dein Publicuni bringen, und die besten Apothelren wurden doch den Vorzug finden. Der Stand der Apotheker habe an seinem Ansehen, an seiner Bllitbe verloren, das sei schmerzlich. Man moge vor zu weit getriebener Bevormundung sich heten ; durch eigne Kraft miisse der Stand der Apotheker sich heben. Eine tiichtige Verfassung und Oeffenrlichlceit seien die Balinen zur gedeihlichen Entwiekelung des etaatlichen Lebens. Nothwendig werde aber auch, wenn sie gegeben, eine Zeit hingehen, ehe sie mit rechter Weisheit wiirde benutzt werden. Wir sind uberzeugt, dass der wiirdige Verfasser es gut mit d e r Pharmecie meint und ihr gern zu Hiilfe lromnien miichte. Wir wollen versuchen EU ermitteln, inwiefern die von ihm vorgeschlagene Bahn zu einem inehr oder weniger gedeihlichen Ziele fuhren miichte. Wenn wir zunirhst frageu: was hat die hdhereStufe der Bildung der deutschen Pharmaceuten hervorgerufen? so kann eo nicht geliiugnet werdeR, dass, ehe uoch gesetzliche Beslimmungen in den verschiedenen deutschen Staaten eine hdhere Bildung durch Anordnung der wissenschafilichen Priihngen hervorrief, ehe noch Hiicksicht an den Universittiten auf die Pharmaceuten genommen wurde, einige ausgezeicbnete Pharmaceuten es waren, welche sich selbst zu einer hohen Stufe der wis~enschnftlichenAusbildung emporgehoben, den Plteren Collegen Veranlassung wurden vu dem Wunsobe, dass Gelegenheit gegeben werden miichte, ihre Sdhne nnd ZGgiinge ebenfalls systematiseh ausbilden lassen zu kdnnen. Dicse Gelegenhejt wurde geboten theils durch die errichteten chemisch-pharmaceutiach-technischen Institute yon W i o gl e h , T r o m m s d o r f f , Buchole, Schrader, I)orffurth, Hermbs t P dt, B u c b n e r , welchc G 6 b el, W a cke n c o d e r , S cb w e i g g e r S e i d o l , S t e i n b e r g u.A. fortsetaten; theilsdnrch die Werke, welohe die genannten alteren Lehrer, so wie H a g e n , W e s t r u m b , V . R o r e , K l a p r o t h , G d t t l i n g , D B B e r e i n e r , Gree, G e h l e n , Geiger, - L ‘ereinszezlung. 347 H l n l e a. A. m. in ihren Lehr- und Handbichern, i n ihren analylschen Arbeiten, in ihren Zeitschriften und naturwissenschaftlichen Abhandlungen fur letztere lieferten und welche Bildungsmittel fGr die Schfiler der Pharmacie wurdcn. Erst als die erspriesslichen liortschritte fast allgemein bemerltbar wurden, beeilten sich cinzelne dcutsche Regierungen, durch gcsetzliche Anforderungen, wie getroffene Anordnungen eur Assbildung, wie z. B. auf den baicrsclien Hochschulen, die Iiahew Bildung der Pharmaceuten zu fiirdern. Es wurde nicht allein auf theoretische Ausbildung gesehen, wie es wohl hier und da in der neuein Zeit der Fall gewesen ist, sondern die f’rnxis ging mit der Theoria Hand in Hand. Man sah nicht sowohl auf volriminiise Collegienhefte, sondern auf manuelle Fertiglteit, auf das Verstehen des Vorgetragenen, a d &IS Selbstarbeiten in allen Zweigen der pharmaceutischen Praxis. Bei den genannten alterrn Meistern wurden fiberall Laboratorien gefundan, die, wenn sie sich aucL nicht messen konnten mit den so sch6nen und zweclcmlssig eingerichtelcn 6ffentlichen Laboratonen, wie sie z. B. die Universitiiten Giessen und Leipzig und auf einigen andern Universitlten die I’rivat-Laboratorien einiger ansgezeichneter Lehrer der Chemie und Pharniacie darbieten, doch dern damaligen Zustande der Wissenschaft angemessen uad rnit den niithigen, zuin Theil schon gaaz kostspieligen chemischen Apparnten ausgestattet waren. Es wurde vie1 gearbeitet und so Gelegenheit zur Uebung und Veranlnssung zur tiebgewinnung der Cheinie gegeben. Die Arbeiten waren nicht allein gerichtet a u f die Gegenstiinde fur die pharmaccutische Praxis, sondern auch auf die Fortschritte der Wissenschnft, so bei B u ch o I z, l’r o in in s d o r f f , B u c h n e r etc. DPS Feld der Pharinacie war danials kein engeres, es wnr fast aueh das aosschliessliche far die Chemie, die e r s t spaterhin sich yon derselben trennte, als ihre Arbeiten aueh a d andere Zweige der Industrie, der Landwirthschaft u. s. w. sich richteten. Aofangs waren es nur wenige Universitiiten, an welchen Pharmacie gelehrt wurde, und noch heute ist sie a n einigen nur lciirglich bedacht ; iilfentliche pharmaceutische Lahoratorien fehlen noch Fast fiberall, ausser etwa in Mfinchen, Giessen, Erlangen, Leipzig, Bonn, Breslau. Wenn nun, wie uns Herr Professor R o s e erziihlt, in dem pharmaceutisehen hboratorium des Uniuersity CollPge des Prof. F o w n e s an dw School of Pharinacie 30 bis 40 Studirendo arbeiten Itbnnen, SO is& I I U I zu wunschen, dass an den deutschen Universitlten von SLaaaswegen dasselbe geschehen mBge, was dort die pharmaceutische Gesellschaft so grossartig ausgefihrt hat. Es ist zu wtinsehen, dass ~n jeder deulsclien Universitiit ausgezeichncte pharmakoguostische Sammlungen nicht s h i n sich linden, sondern such den1 Gebrauche der studirenden Pharmaceuten Iiibchten dargeboten werden. Ausser an der Universitiit Berlin, fur welche die ausgezeichnete Sammlung des Professors Dr. Th. M a r t i u s erworben wurde, finden sich solche grossa h g e iiffentliche wohl keine an den deutschen Universititen. Doeh Bietet Erlaagen in der Privat- Sammlung des Dr. M a r t i us, Leipzig in der rnit grosser Bereitwilliglceib von der nusgezeichneten Drogrienbandlung von B r i i c k n e r , L a m p e & Cnmp. dem Gebrauch der Universitit eriiffneten seltenen Sammlung dicser Herren, Bonn in der von dern verewigten Th. Fr. L. N e es v. E s e n b e ck zusainmengebrachten, Jena in der des Hnfraths Professor W a c k e n r o d e r , Giessen in der des Dr. W e t t e n h e i r n e r Beachtenswerthes dar, und in Roetoek hat 23* 348 Vereinszeittung. Geh. Ober-Medinalrith Dr. S t r e m p e 1 einen bedeutenden Anfang au einer solchen Samnilwg gemacht. Aber es felilt noch Vieles, ehe man in dieser llinsicht an allen Universititen Befriedigendes finden wird. Es ist hier also noch ein weitas Feld fur die Leistungen der Universititen zu bebauen iibrig. Volllrommen Recht miissen wir dem geehrten Verfasser des angezogenen Aufsatzes geben, wcnn er die iibertrieben hohen Preise der Apotheken tadelt und fiir naclitheillg hilt. Zwar liegen die hohen Preise der Apotheken zum grossten Theile mit in dem Steigen des Grundwerthes iiberhaupt, wie alle Besitzungen, welche einen Ertrrg gewahren oder zu gewiihren schcinen, ansehnlich geatiegen sind, wie wir d i e m in unserer Denlrschrift uber den derzeitigeii Standpunct und die Verhiiltnisse der Pharmacie in Deutscliland etc. llannover 1815. S.47 ff.weiter ausgefiihrt haben; es lrann aber nicht geliiugnet werden, dass sie init ihren Grund hnben in unwiirdigen Speculationen, welche hier und da mit den Apotheken getrieben sind. Schon vor 15 Jahren hat Verf. dieses Aufsatzes diese Gegenstande in T r o m m s d o r f f's neuem Joiirnale zur Sprache gebracht und die Aufmerksamkeit der Behorden auf diesen Gegenstand eu lenken gesucht. Seite 48 in gedrchter Denllschrift haben wir uns dariiber ausgesprochen, welchen Werth man fiir eine Apothelre rechnen diirfe, wenn der KLufer dnbei solle bestetien k6nnen. Ob nun eine Regierung befugt sei, bei ubertriebenem Wucher einzuschreiten, dieses zu sagen ist zwar Sache des Rechtskundigen; lraum scheint es, dass die Regierungen sieh d a m befugt halten, denn sonst hiltten sie wohl in diesem nierkwiirdigen Theurungsjahre, dessen Erscheinungen der iibertriebenen Preise fast aller Lebensmittcl docti wohl auch grdsstentheils dem Wucher Einzelner beigemessen wcrden diirften, einschreiten konnen und so diesen trostlosen Verhiiltnissen eine giinstigcre Wendung gegeben. Wenn man aber diese iibertriebenen Apothekenverkiufe aus dem Standpuncte der Billigkeit betracbtet, so sollte man denlren, es stehe den Regierungen zu, ein Dlaass festzusetzen, welches nicht iiberschritten werden dtirfe. Die grdssere Vermehrung der Apotheken iiber den Bedarf, d. h. wo mehr Apothelren errichtet werden, als Eine fiir j e 8000-10,000 Einwohner, halten wir l'iir einen grossen Uebelstand. Er findet sich haufigcr in ldeineren als in prdsseren Staaten, wie unsere in der Denlrschrift S. 40 gegebene Uebersicht zeigt. Aber auch in dem preussischen Staate ist das Verhiiltniss nach den einzelnen Regierunsbeairken sehr verschicden, wie denn z. B. die Regierungsbezirlre Stralsund, Diisseldorf, lerseburg, Rlagdeburg, Coblenz, Coln sehr mit Apotheken uberfiillt sind, wiitirend nran in Oppeln, Guinbinnen, Rlaricnwerder, Trier verhaltnissmiissig wenige findet. Eine Ausgleichung h'dtte bier cweckmassig miigen eingeleitet werden. Dass es nicht geschah, und dass zumal in lrleineren Straten die Uebersetzung eine so unverhiiltnissmiissige gewesen, ist ein Beweis, dass man bei dieser Gewiihrung den Rath Sachlrundiger, also tiichtiger Pharmaceuten, einzuholen versaumte, oder denselben doch nicht beachtet bat. Dass die Taxen iibertrieben erhdhet werden sollen, wird kein rechtlich denkender Pharmaceut beanspruchen; dass sie aber hier und da eine billige Abiinderung erleiden, ist wiinschenswerth, so z. B. dass die Arbeitspreise erhohet, die hohen Preise theurer Artikel verhlltnissmissig vermindert werden, um auch der Hrmeren Classe diese Arzneimittel z n g h g lich cu machen, wie denn in der neuesten preuss. Taxe hierauf auch Vereituzeitung. 349 eine anerkennenswerthe billige Riicksicht genommen ist, wenn auch, wie c. B. bei den Alkaloiden, mit fast zu geringer Kiicksichtnahme auf die Apothelter. Es ware allerdings wiinschenswerth gewesen, l a s s der geehrte Herr Verfasser die Mittel umstfindlich angegeben hatte, welche nach seiner Meinung n6thig sein mochten, um den Uebeln der Pharmacie abzuhelfen. Wenn er aber, wie es den Anschein,gewinnen will, meint, dass mittelst freier Concurrenz ein genhgendes Mittel gegeben werden kiinnte, den Uebelstiindcn zu steuern, so ltdnnen wir, nach unserm Ermessen, dieser Ansicht nicht beitreten, denn die Pharniacie ist mit der Industrie nicht in Vergleich zu stellen, da die Verhiltnisse sehr verschieden sich gestalten. Der Aufschwung der Industrie ist zu wiinschen, damit die allgemeine Wohlhabenheit des Landes, welche darauf zum Theil basiri ist, sich mehrej dieses kann man von der Pharmacie nicht sagen. Die Pharmacie hat den Zweclr, die Mittel darzureichen, die Gesundheit herzustellen und das Leben zu erhalten. Ob man nun die Sorge der Beschaffung der Mittel ftir Leben und Gesundheit der allgemeinen Concurrenz preisgeben dtirfe, m6chten wir nicht behaupten, sondern im Gegentheil davon mehr Nachtheil fiir das allgemeine Wohl fiirchten, als Niitzliches hoffen. Es gab eine Zeit, wie der Herr Verfasser selbst aufuhrt, w o man in Preussen die Pharmacie der allgemeinen Concurrenz unterworfen hatte. Diese Zeit dauerte allerdings nicht so lange, dass man hiitte eine geniigende Erfahrung uber ihre Wirkung gewinnen konnen. Aber dass die Maassregel zuriickgenommen wurde, geschah sicher nicht ohne reifliche Erwlgung, und es war zu derselben Zeit, als die ausgezeichnetsten Pharmaceuten in Berlin sich fanden, welche diese Kdnigsstadt jemals besossen hat. Aber auch in Wirtemberg hat man fruher einmal einen solchen Versuch gemacht, und, wenn wir nicht irren, Jahre tang dauern lassen. Man iiberzeugte sich von dem ungiinstigen Erfolge und liess Abiinderungen eintreten. Auch in Holland, Belgien und Frankreich rand eine iibertriebcne Concurrenz statt und ist zum Theil noch zu finden, welche ein ltllgliches Bild von den1 Zustande vieler Apotheken dargeboten hat und an manchen Orten noch tlarbietet. In Holland hat man bei der Einfiihrung zweclrmlssiger Gesetze im Jahre 1841 diesem unheilvollen Zustande zu steuern versucht, und in Frankreich selbst ist man gegenwlrtig darauf bedacht, die allzugrosse Concurrena, doch wohl uur desshalb, wcil sie sich unzweckmlssig zeigte, zu beschrinken. Wenn man genau ermitteln konnte, welches Unheil in England yon der zu grossen Concurrenz der Apotheken und der Aufsichtslosigkeit derselben fiir die allgenieine Wohlfahrt liervorgegangen sein moge, so wdrde man wohl demselben schon frhher begegnet hahen; aber in einem Lande, wo der Aufschwung des Handels und der Industrie das Ziel aller Bestrebung ist, wo der Mensch als solcher weniger beachtet wird yon Seiten der Stantsgesetze, wo erst Hunderttausende, wie in Irland, zu Grunde gehen mussen, ehe Seitens des reiohen regierenden tlauptlandes die Mittel zur AbbiilPe der Noth geboten werden, kann gewiss bei aller Anerkennung seiner vielen Vorziige riicksichtlich seiner Freiheiten, seiner Industrie, der Grossartiglteit seiner Leistungen fur wissenschaftliche Zwecke, nivht als Muster und Vorbild aufgestellt werden f i r Alles, was dcr Staat dem Lehen und der Gesundheit seiner Burger schuldig ist. Wir ddrfen nur sehen, wie Fr. Ac c u m nachgcwiesen hat, welche Verfalschungen dort vorkommen 31io Vweinszeilung. bci 80 vielcn Dingen, welcho cur Erhaltung dco Lebeus notbwmdig Bind, urn zu finden, dass die ?vledicinalpolizei dort giiazlich fehlt, oder deren rechie Ausiibung weuigstens vergeblich gesucht werden mr~ss. Wir wollen keineswcgs dcr allzugrosscn Einmischung des Staates in die Angelegenheiten der Apothelrer das Wort reden; wir haben diese offen als nicht wilnschenswidi und unerfreulich und Nachtbeil bringend bezeichnet, als sie zu weit Ring und die Existenz vieler derselben bedrohtc, in der Riiclrsicht, Ilanchen zu helfen und Itleineren Uebdn zu begegnen; aber wir lriinnen nicht umhin zu wilnschen, dass die freie Concurrenz von der Phurinrcie fern gelialten werden mbgc, wenn auch sehr viele Apotheker nicht L'rsache habeir, sich vor derselhen zu scheuen. Aber es niikhte doch dieselbe gar grosse Ucbelstinde herbeifuhren, unter dcren Eintritt das Publicum, urid wenn auch nur auf eine Zeitlang, gnnz gewiss leiden miissb. Im drittea Abschnittc der echon friiher erwiihnten Denkschrift, S. 38 u. 39, hahen wir uns weiter iiber diesen Gegcnstnnd ausgesproehen. Wir haltcn, innigster Ueberzeugung gemaes, die Reulprivileiien oder doch erbliche Concessionen fiir durchaus zweckdienlich; nur dabei kann unserar Ansicht nnch dic Pharinncie ihrcn schweren Verpflichtungen naehkommen. Auch ein Sachkundiger, welcher nicht Apothekenbesitzer ist, Hofralh und Professor Dr. W a ck e n r o d er, hat sich in seiner kleinen aber gediegenen Schrift: rUnmaasgcbliches tecbnisches Gutachten uber die Freiheils-, Eigenthums- nnd Erbrechte dcr Apotheker,a S. 25 ebcnfab far verkauflichea BeSilZ der Apotheken ausgesprochen. Nur dann, wenn der hpotheker durch eigenen Besitz das m6glicbst griisste Interesse an dem Apothetengeschfift hat, wird er in der Hegel den nieisten Eifer f i r die gute und wiirdige Instandhnltung deseelben beweisen. Dass hier Ausnrhmen vorlrommen, ist nicht zu hezweifeln; denn so wie cs unter den Paclitinhabcrn und Administratoren gewiss sehr vielc ptlichteifrige uud ehrliebende Manner giebt, so sind aueh unter den Apothekenbesitzern plicht- und ehrvergessene eu finden, l l n n e r , denen dns Gesrhaft nur etwas gilt um der Einnahme willen; aber sie dilrftcn doch immer seltener werden, \vofur schon die hijhere Bildung und die strengere Aufsicht biirgen. Wenn die Rede dwon ist, dass die Apotheker nicht mehr das Ansehen geniessen, als ehedem, so ist dcm im Allgenieinen wohl nicht zu widersprechen. Wenn wir auf den Grund gehen, so beweisen wohl die hlufiger vorkommenden Wechsel der Apotheken im Besitze, dass auch die Apothelrer von dem Streben nach materiellem Gewinn und Genuss, d e r unsere Zeit auszeichnct, nicht frei gebliebcn sind. Dasa dieses nun mit Hecht eia Nachtheil fiir die Pharmiicie genannt wird, iet nicht zu laugnen, und es diirfte wohl gceignete Wege geben, sinem solchen Verhaltnisse a u steuern, wenn man lreinem Apotlielrer erlaubte, ohm dringende Veranlassung, als z. B. anhaltende Hranlrheit, Geistesschwlche, seine Apotheke friiher als nach wenigstens 25jiihrigcm Besitz zu verkaufen, und keinem gestattete, ohne dringeude Veraalassung, wenigstens nicht aus Speculationsgriinden, seine Apotheke mit eincr andern zu vertauscben. Aber vie1 wichtiger scbeint es uns, dam man durch gesetzliahe Beslilnmungen feststelle, dnss die in die Apotheken aufeunehmenden Zbglinge mindestens die Reife fiir die obersten Classen einer Gymnasiums haben sollen; wir halten es nocli fur hesser, wenn man verlangen wollte, dass sie bercits 1 - 1; Jahrc den Unterri.cht in der obersten Classe empfangen hiitten. Weun hiergegen manche praktiache Vereinsaeitung. 351 Apothtker sich strauben und behaupten werden, dass in eineih so vorgertclrten Alter die jungen Pharmaceuten wenig geneigt eein wiirden, sich den vielen kleinlichen Geschiiften, welche der Apothekerdienst erfordert, zu widinen, so kann das schon nicht stichhaltig sein, sofern our die Erziehung eine tllchtige gewesen ist; denn auch die kleinlichen Verrichtungen im Dienste der Apothelre gehdren zum Ganxen; WB also das Ganze auffassen und sich ihm widmen will, kann den Anfang, das Kleinliche, nicht versiiumen, eben weil es nothwendig und wichtig ist fiir die ganze Ausbildung, ffir die Geschiiftspraxis. Dieses nun dem jungen Gemtithe eincupriigen, ist Sache der Erzieliung im elterlic‘len Hause, wie in der Schule. Von letztercr sol1 man vor Allem ausser dem geeigneten Unterrichte, mehr Piidagogik verlangen. Dam diese in Schulanstalten in unserer Zeit oftmals jetzt fchlt, worunter die Dwiplin leidet, ist eine hiiufig gernachte Erfahrung, daher denn auch der Umstand, dass man die Schiiler schon dem Vergniigen nachjagen sieht, dass sie, mehr als gut ist, in M’irthshauserneich finden lassen, wie die Alten ihre Cigarren und Pfeifen rauchen, auch hei Bier oder beim Weinglase, so mit der Zeit Geniisse lrennen lernen, welche dem Sclihler nicht ziemen und seiner geistigen Entwiclrelung keineswegs fdrderlich sind. Also das erete Heil muss aus dem elterlichen Hause und aus der Schule kommen, durch Gewdhnung eum Fleisse, cur Entaagung unpassender Geniisse, tiichtige Vorbereitung in den Schulwissenschaften, wobei nanientlich mathematische Studien, besonders auch die Anfangsgrhnde des Rechnens, tiichtig gelehrt und geiibt werden sollen. Sodann bestimme man genau, was der in die Apotheke aufzunehmende Zdgling zu leisten hat. Man begniige sich nicht mit dem Veratehen eines leichten lateinischen Schriftstellers, sondern fordere auch das Verstehen des schwierigeren; man priife in der Mathematik, Physilr, den Anfangsgriinden der Naturwissenschaften durch die Lehrer oder Apotheker, vielleicht im Beisein des Bezirksarztes oder Physicus. Man mache den Apothekern zur strengsten Pflicht, ihre Zdglinge selbst anzuleiten in allen Zweigen der Pharmacie, namentlich ihnen Gelegenheit zu geben, sich in den Arbeiten des Laboratoriums zu uben, nicht allein in Anfertigung von Pflastern, Salben, Extracten, snndern auch in den chemischen Priiparaten, wohei auch die schwierigeren nicht ausgeschlossen werden sollen. In den Jahren der Uebung in der Praxis, also in der Zeit des Conditionirens, gebe man den Gehiilfen Gelegenheit zum Fortschreiten in ihrer Ausbildung durch Darreichung neuer gediegener Werke iiber Botanik, Chemie, Pharmacie, so wie der neuesten Zeitschriften ; man lasse einen Wecheel eintreten in den Arbeiten der Receptur uud des Laboratoriume, damit die Uebung mannigfaltiger werde und Lust Zuni Forbchritt erhalten werde. Man gebe den jungen Leuten selbst ein gutes Beispiel in wissensshaftlicher Beschiftigung; denn nichts ist machtiger in seiner Wirlrung als ein gutes Beispiel! Man hehandle die Gehiilfen freundlich und suche sie in ihrem Wissen, wie in ihren edlen Yergndgungen zu fordern; man vereinige sich, wo ea geschehen kann, den fleissigen und tilchtigen einen Ausweg zur Gewinnung eines eigenen hiiuslichen Herdcs zu erdffnen!, nachdem sie eine tiichtige Vorbereitung auf phrrmaceutischen Instituten oder Universitaten genossen, wie Freund nr. G e i s e l e r dieses so ehrenhaft fruher schon augeregt hat. An diesen Bildungsaustalten sorge man nicht allein fiir cinen guten praktischen Unterricht, sehe nicht auf die Gewiniiung von dicltcn Collegienheften, sondern auf Klarheit im Wissen, Fleiss, Ausdauer und Geschick- 352 Vereiwzeitung. lichkeit in der Aushhrung der Arbeiten, stelle desslialb Repetitionen an, helfe nach yon Seiten der Lehrer oder Assislenten, wo eine Unsicherheit vorhanden ist, wie dieses in chemisch- pharmacwtischen Instituten auch hiiufig geschieht. Blan iiherwache so vie1 als mBglicli den moralischen Wandel der Zijglinge und Studirenden auch beim Aufenthalt in diesen Anstalten; denn eine sittlicbe Bildung ist dem Apotheker, wcnn er seinen schwierigen Beriif ganz erfdllen soll, ebenso wichtig und nijthig, als die wis6enschaftliche. Von Sciten der I’rinzipale sci man streng iu seinen Fordcrungen, wobei natirlich cine freundliche Behandlung nicht ausgesclilossen werden soll, wnd streng in der Ausstellung der Atteste, die m R n vollltonimen der Wahrheit gemiiss ahzufassen sich zur unerl8sslichcn Pflicht machen sollte, was dern vorziiglichen und guten Gehulfen nur wiinschenswerth sein, den weniger gewissenhaften ubcr wieder auf den rechten Weg fiihren kann, den unsittlichen aber ausscheiden wird aus der Genossenschaft der Pharmacie, was nur um des allgemeinen Besten wiUen zu wunschen ist. Es ist eine nicht ganz unbegriindete Klage, dass sich immer hliufiger ein Mangel an guten Gehiilfen herausstelle. Seit der Zeit, wo durch die KBnigl. Preuss. Verordnung vom 8. Mlirz und 13. August 1842 das freie Dispositionsrecht der bloss concessionirten oder doch als solcher angesehenen Apotheker inhibirt wurden, ist es dem Publicum mehr klar geworden, dass das Apothelrengeschaft keiuefiwegs ein in seinem Ertrage und seiner Stellung so sicher begriindetes sei, ula man das in friihcrer Zeit im Allgemeinen angenommen hatte. Dadurch sind viele Eltern zu der Ansicht gelrommen, dass die Walil der Pharmacie fiir ihre S6hne keineswegs eine giinstige Aussicht fur die Zulrunft darbieten diirfte, woraus denn die geringe Neigung, diesem Fache sich zu widmen, leicht zu erltliireii ist. Somit mag sich eine Zeitlang wohl der junge Nachwuchs der Pharmaceuten verringert haben, was denn auf den Mangel an Gehiilfen im Allgemeinen nicht ohm Einfluss hat sein Irtinnen, Hierzu konimt noch, dass die scbon von Herrn Professor R o s e mit Recht als ein Uebelstand bezeichneten, theilwcise allzuhohen Preise der Apotheken ausserdem die Aussicht, in der Pharmacie selbststlndig zu werden, erschwert haben, was denn wiederum nioht allein auf die geringere Neigung der jungen Leute, sich der Pharmacie zuzuwenden, sondern auch auf die Geneigtheit der Gehiilfen, der Pharmacie treu zu bleiben, yon Einfluss gewesen ist. In dem Maasse, als fur die wenig beguterten jungen Pharmaceuten die Aussicht, zum eigenen Etablissement zu gelangen, schwieriger geworden ist, hat, wie natiirlich, die Neigung zugenommen, sich anderen Fiicheru zuzuwenden. Dia aufstrebende Industrie, das ausgedehnlc Fabrikwesen hat Manchem eine giinstige Aussicht erBffnet und Anstellung gebracht, wabei vorziiglich die tiichtiger gebildeten bevorzugt waren, wiihrend manche andere bei der Leichtiglteit, sich vermittelst eines Gewerbescheins als Kriimer niederzulassen, in dieser Branche ein Etablissement begriindet haben. In friiherer Zeit waren die Gehiilfen, und sind es hin und wieder noch, meist ltilrglich besoldet : es fand hierin ein grosser Unterschied rtatt, zwischen Apothekergehiilfen und Assistenten in Fabriken, Cornmis in Hsndlungen, eu Ungunsten der Pharmaceuten. Das hat sich zwar in den letzteran Jaliren etwas giinstiger fur die lelzteren gestellt, allein immer noch sind die Gehalte der Gehiilfen gering zu den Anfordcrungen, welche von allen Seiten an sic geiuacht werden. Iadess Vereinszeitung. 353 wiirden gar viele Apotheker gern griissere Gehalte gezahlt haben, wenn ihre beschrtinkten Einnahmen es hiitten gestatten wollen. Doch wird hier das reclite Rlaass sich wohl finden. Die Einnahnien der Apothelren aber sind hier und da seit mehren Jahren beschrhkt worden : a ) Durch zu hohe Preise, woran also die Kiiufer nnd Verkiufer nicht ohne Schuld sind. a) Durch das gestaltete Selbstdispensiren dcr IIornBopathen, LandBrzte etc., was ein Unrecht ist gegen den Apotheker; denn wenn man auch die Bestimmung gegeben hat, dass bei dem Selbstdispensiren der ersteren fur die Arzneien nichts berechnet werden darf, so wird diese Verordnung doch nicht durchgefuhrt, sondern fast iiberall Zuni grossen Nachtheil der Pharmaceuten wie dcr Patienten iibertreten. Aber wenn dieses auch nicht ware, so erleidet der Apotheker dadurch immer einen oft sehr bedeutenden Ausfall in seinen Einkfinften. c) Diese werden geschmilert durch den gesetzlich und ungesetzlich verlangten, meist zu hoch notirten Rabatt von Seiten der Staatsanstalten. d ) Durch die Ausfiille, welche der Apotheher so h!iufig bei Lieferung von Arzneien fiir arme Kranke erleidet, welche nicht auf Hospital-, Kranlcenanstalt- und Armencasse Rechnungen ihre Medicamente erhalten, und fiir welche Ausfiille der Apotheker immer noch zu selten Ersatz findet. Diese unter a ) a) c) und d ) besprochenen Umstiinde lassen sich aber durch weise Staatsgesetze zum Besten des Apothelters regeln, so dass dem Stande, der mit so vielen und schweren l’flichten beschwert ist, auch Hechte zustehen miissten, welche die Billigkeit ihm niemals vorenthalten sollte. Dass dieses bis dahin nicht geschehen, oder wenigstens nicht durchgreifend geschehen ist, daran ist wieder der Umstand Schuld, dass die Pharmacie fast noch nirgends die geeignete Vertrelung gefunden hat, die Vertretung durch in jeder Weise tiichtige Pharmaceuten, welche sicher die rechten RIittel anzugebcn im Stande sein wiirden, der Pharmacie die besserestellung a) im Wissenschaftlichen, a) im Praktischen zu erringen. Dass aber eine ungiinstige Stellung der Pharmacie nicht geeignet sein kdnne, das wissenschaftliche Streben zu fbrdern, bedarf wohl keines weiteren Beweises. War lraum aein Brod hat, oder sich stets mit Kiimmernissen seinen ltargen Unterhalt gewinnen muss, dem sind nicht die Mittel gegeben zum Fortsehreiten auf der Bahn der Ausbildung. Eben zu der Zeit, als es, wie Herr Professor R o s e sagt, Apotheker gab von europlischem Rufe, galten diese auch hiiufig zugleich als Vertreter der Pharmacie. Die Aerzte, welche meistens der uberwiegende Theil sind in den Medicinalcollegien, ltdnnen nicht die Vertreter der Pharmacie sein: denn sie haben lreine gehiirige Kenntnisse von den pharmaceutischen Wissenschaften und Verhaltnissen ; es scheint ihnen auch bisweilen sogar das Interesve abzugehen am Gedeihen der Pharmacie. Diese Vertretung ltann auch nicht ausgehen von Seiten der Professoren der Naturwissenschaften : denn wenn sie auch viele theoretische und selbst praktische Kenntnisse besitzen, welche von Pharmaceuten verlangt werden miissen, so sind sie doch ganzlich unbekannt mit den vielfachen Verhiiltnissen des Apothelters im praktiachen Leben. Darum kann eine ReprHsentation der Pbarmacie, sol1 sie griindlich und zutn wahren Nutzen und Aufschwung der Yharmdcie statt finden, nur durch Pharmaceuten geschehen. - 3% Veree’nszeituny. Wenn aber unler den jetzigen praktischen Pharmaceuten nicht riiehr so viele und in dem Moasse als friiher ausgezeichnete LIliinner aiigetroflen werden oollen, so mag man niclit verpesscn, dass die Mlnncr, welche sich z. B. auf dem Gebiete der Chemie ausgezeichnet haben, ehedem fast nur Pharmaceutcn warcn, dass es fast keinen anderen Weg gab, mit dcr Chemie sich vertraut zu machen, als den der Pharniacie; man mag bedenken, dass dieses aber anders geworden, seitdem die Chemie, welche durch die Pharniacie gross uncl miindig geworden ist, cinen eigenen Zweig der Naturwissenschaften bildet und vielfach Unterstiitzung gefunden bat, so dass sie zu einer in die Industrie am miichtigsten eingreifenden Wissenschaften geworden irt. Man mag nicht p r g e s s e n , dass schon im Allgeineinen die Yharmacie einen weit h h e r e n Standpunct eingenommen hat, des es also weit schwieriger ist, sich auszuzeichnen, als ehedeni, wo die Zahl wissenschaftlicher Pharmaceuten nur gering war. Es diirfte aber doch der Fall sein, dass die Pharmaceuten an der Hdhe ibrer Kenntnissstufe keinem anderen Fache nachstehen. Es wird zugegeben werden iniissen, dass sie immer noch vielc tiichtige Minner in ihren Heihen zahlea, MBnner, denen es Ernst und Eifcr ist, dass die Kunst und Wissenschaft, dcr sie angehdren, sich weiter ausbilde, dass Geniige geleistet werde ihrcm wichtigen Berufe. Wenn man einen Vergleich zieken wollte zwischen dem, wie die Pharmaceuten ehedem und jetzt ihren Beruf erfiillen, so wird sich gewiss das Resultat Eum Besten der jetzigen Zeit gestalten. Wenn wir nun noch einmal die Hauptpuncte unserer Aufstcllung zusammenfassen, so sind cs diese: 1) Wir lconncn nicht annehmen, dass der Zustand der Pharinacie in England mit Hecht iiber jenen in Deutschland erhoben werden diirfe. 2) Wir zweifeln nicht, dass die Phamiacie nicht noch eincs grdssern Aufschwunges fiiliig w i r e ; wir wiinschen diesen Aufachwung und halfen es fiir gut, drss darauf von Seiten aller tiichtigen Pharinaceuten hingearheitet werde. 3) Wir kdnncn nicht Gnden, dass in der freien Concurrenz der Pbarmacie ein Hebungsmittel liege. 4) Wir sehen cs als wcsentlich nothwendig an, dass die Aiiforderungen an die, welche sich der Pharniacie widmen, gesteigcrt werden. 5 ) Die genaue Priifung der Cehiilfen bci Celegcnheit dcr Visitationcn der Apotlieken wird ein gutes Mittcl zur Controle derselben hinsichtlich ihres Pleisses fir ihre Ausbildung abgcben. 6) Die Anstellung tiichtig gebildeter I’harinaceuten als I’rofessoren fur prnhtische Pharmacie an den Universitsten ist ein ununiginglich nothwendiges Erforderniss zur gliicltlicbeii Ausbildung der Phormaccuten. ’ 7) Oeffciitliche gut ausgerBskte Lalioratorien sind wescntlichc Bedingnissc zur griindlichcn Bildung der I’harmaceuten in der chernischpharmaceutischen I’raxis. 8) Die Unterstiitzung junger ~alcntvullerI’harmaceuten von Seitcn des Skats, ebenso wic anderer Studirender, wird dazu beitragon Itiiniicn, auch den wcnig Begiiterten die Wohlthat des Studiums rugiinglich zu maclien. I’ereinszeitung. 3% 9) Wenn a d den Gyinnasien und Healschulen mehr Riicksicht auf die Vorbereituug der kunhigen Pharmaceuten genomnien wiirde, durch Verbindung yon Sprachkenntnissen init denen dtsr Nathematik und Naturwissenschaften, so wdrde dies eia grosser Vorzug dieser Anstahen f i r den Zweck sein. 10) Man kGrze den Cursus auf Universititen f u r Pharmaceuten nicht zu sehr ab, lasse ihn mindestens 3 Semester dauern und erleichtere d m milder Bemittelten die Theilnahnie durch Creie Collegia oder verminderte Honorare. 11) Man sehe weniger auf Collegiriihelte, als flcissiges Selbstarbeiten in den Lahoratorien und den pharmalcognostischen Saiiiiiilungen. 12) Man steuere den allzuhohen Apnthclcenpreiscn durch Festsetzung eines Normalmaasses binsichtlirh des GeschBftsnnischlages. 13) I a n lasse nicht ohne dringende Veranlassung zu haufigen Wechsel im Besitz der Apotheken eintrcten. 14) Man befreie die Pharmacie von den unbilligen Lasteo, welche ihr darch zu hohe Rabattforderung und durch die Erlaubniss Zuni Selbstdispensiren der Aerzte auferlegt wird. 15) Man sorge von Seiten des Staats, dass der Vcrlust der Apotheker an Lieferungen von Arenelen an Arnie weniger drhckend w q d e . 16) Man sehe darauf, dasti die Apotheker, welche Lehrliiige halten, ihre Schuldigkeit in Unterweisung derselben thun, damit auf diese Wcise ein gnter Grnnd gelegt werde. 17) Man stelle in den Behijrden, w o praktische Aerzte nothvvendig aind, auch Pharmaceuten an, und gebe so der Pharmacie cine mehr ehrenvolle Stellung durch Selbstreprisentation. 18) P a n berficlrsichtige yon Seiten der Regierungen mehr als biehcr ausgezeichnete Pharmaceuten, durch Anerkennung, welche wohl hBuEg den Aerzten, selten den Pharmaceuten zu Theil werden. 19) Man sehe bei den Apothelcenrcvisionen und snnst dahin, dass die Apothelter fiir ihre Portbildung durch Sclbstarbeiten in den Laboratorien und Theilnahnie an den von der Zeit gebotcnen Millcln, z. B. Theilnahine an den viclfachen Vereinen, sorg.Cn. 50) Man stelle von Seiten der Apothekar an die Gehiilfen nur gtets der Wahrheit gemisse Atteste aus. Wir hoffen von der Ecriicksichtigung diescr unserer nach bestein Ermeesen gemachten Vorschliige vie1 Gutes und Niitzlichcs fiir die Erhebung der Pharmacie in ihrer Stellung wie in ihren Leistungen. Wir sind dem von uns so hochgeschitzten Herrn Verfasser des Aufsatzes nUeher den Zustand der Pharmacic in Eiiglandic dankbar dafur, dam er uns Gelegenheit gegeben hat zum weitern Austauschc unserer Meinungen iiher den Zustand der Pharmacie und seine wiinschenswerthcn Verhesserungen, hberzeugt, dass er aufrichtig das Beste der Pharniacie gewollt hat bei seinen VorschlAgen und Uesprcchungen. Wir glauben aber auch hoffen zu diirfen, dass er die irnserigen, wenn sic auch ahweichend von den seinigen siiid, mit wohlwollender Gesionung betrachten und seiner Priifung, welche wir wiinschen, werth halten mochte.
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